25.12.2009

Ein kurzer Abschied von einem langen Jahr















Fast verweht - das Jahr. Nie langweilig, weil spannend. Wie, die allgegenwärtige Frage, wird es sein mit dem Comeback? Flop oder Top? Wie nehmen die Leser, wie die Kritik den gegen die Regeln geschriebenen Roman an? Daumen unten oder oben? Durchwachsen die Reaktion oder – wegen der dreimaligen Verzögerung – berechtigterweise verärgert?
Auf der Buchmesse in Frankfurt lief es hervorragend. Fast den gesamten Bestand signiert, Anforderungen von Buchclubs und TB-Verlagen bedient, gute Gespräche mit Kollegen und der kritisierenden Zunft. Schön, dass du wieder im Dorf bist. Dort ist jedoch ziemlicher Stress, weil es unterhalb der Logenplätze jede Menge Konkurrenz gibt. Macht aber beweglich, der Kampf auf den Rängen. Der Verkauf? Gut, gut. Wie gut, wird sich bei der ersten Abrechnung zeigen. Und die Kritik?
Sie urteilt ohne Ausnahme positiv bis begeistert oder, wie Jochen König von der KrimiCouch es formuliert: „Ein gelungenes Comeback!“

Alles in allem (für einen Wieder-Anfänger) ein gutes Jahr. Möge 2010 noch besser werden. In diesem Sinne ganz herzlichen Dank an alle, die mir wohlgesonnen waren und sind. (Die anderen mögen noch einmal in sich gehen) ... entonces hasta el aňo que viene, en el mismo sitio naturalmente, siempre Euer
Willi Voss
(der sich für einige Tage aus familiären Gründen abmeldet)

23.12.2009

hard boiled











Nichts für Zartbesaitete
Willi Voss schrieb einen neuen Thriller

Er schickte Manfred Krug und Charles Brauer auf Verbrecherjagd, ließ Jan Fedder als Dirk Matthies im Hamburger „Großstadtrevier“ ermitteln – jetzt hat sich Krimi-Autor Willi Voss mit einem Thriller zurückgemeldet.

Das Treffen mit dem Reporter hat Willi Voss so organisiert, wie sich sein Ermittler Ulli Reineking in „Pforte des Todes“ mit einem möglichen Informanten verabredet – Treffpunkt Café, Erkennungszeichen ein Nachrichtenmagazin. Willi Voss ist in der Krimiszene kein Unbekannter, die längst verstorbenen Berliner Krimi-Größen Ulf Miehe und Jörg Fauser waren gute Bekannte des gelernten Bibliothekars. Einst finanzierte Voss sein Leben in Spanien mit
Jerry-Cotton-Folgen, machte sich dann einen Namen als Drehbuchautor für „Tatort“ und „Großstadtrevier“. Dann verschlug es Willi Voss für längere Zeit ins Ausland. Der Kontakt zu einer Filmfirma brachte ihn zurück nach Berlin, und dort ins Märkisches Viertel, wo sein Bruder lebt. Und von hier aus startete er zu den Lesereisen für seinen neuen Roman „Pforte des Todes“, der in Westfalen spielt.
„Spökenkiekerei“ seiner Vorfahren und Erzählungen der Familie seiner Frau, die aus dem Münsterschen stammt,
waren Anregungen für einen Kriminalfall, der mit einem geheimnisvollen Vorfall am Kaiser-Wilhelm-Denkmal Porta
Westfalica seinen Ausgang nimmt.
Dort ist offenbar ein Mensch verbrannt, nur noch ein übrig gebliebenes Bein bleibt den Ermittlern als Chance zur Identifizierung des Toten. Die Kriminalisten geraten in die Auseinandersetzung zwischen einer sektenähnlichen Organisation, die offenbar über geheimes Wissen des Templerordens verfügt, und skrupellosen Agenten, die wohl für einen Geheimdienst des Vatikans arbeiten.
Spätestens hier fragt sich der Leser, ob Willi Voss ein deutscher Dan Brown werden will. Doch wo sich der amerikanische Bestsellerautor manchmal im Versuch verliert, Verschwörungstheorien mit seinem erfundenen Symbolik-Spezialisten Robert Langdon auf eine angeblich seriöse wissenschaftliche Grundlage zu stellen, liefert Willi Voss den „hardboiled“ Krimi: Ermittlungsarbeit, die von Kleinigkeit zu Kleinigkeit einer Wahrheit auf die Spur kommt, die nicht unbedingt beruhigend ist.
Das ist so spannend erzählt, dass der Leser nicht merkt, dass sich Voss für den Roman durch rund 350 Bände an archäologischer und historischer Fachliteratur gelesen hat. Übrigens: Trotz der sorgfältigen Verankerung in historischer Wissenschaft ist der Roman nichts für allzu zart besaitete Leser: Voss gelingt es, nicht nur das Bein vom Anfang so zu beschreiben, dass der Leser sehr genau das vor seinem geistigen Auge hat, was sich auch die Protagonisten zumuten müssen. Krimifreunde werden von der „Pforte des Todes“ jedenfalls begeistert sein.

Christian Schindler (Berliner Woche 2. 12. 2009)

13.12.2009

"Büchernachlese" (U. Karger) über "Pforte des Todes"

http://www.buechernachlese.de.vu"Noch ein Krimi aus dem Hause Pendragon - spannend bis zur letzten Seite, meldet sich Willi Voss mit Pforte des Todes als Buchautor zurück.
Schlimm genug, dass der verbrannte Leichnam am Kaiser-Wilhelm-Denkmal sich jeder Erklärung für die Ursache der Verbrennung entzieht, für das dem Toten beiliegende Medaillon gehen die Mitglieder einer Sekte sowie Spürhunde des Vatikans notfalls über weitere Leichen - und der Oberstaatsanwalt kann Hauptkommissar Reineking sowieso nicht leiden.
Ein Westfalen-Thriller, der mit überzeugendem Aufbau, eingängigen Charakteren, für das Genre ungewöhnlich geschliffener aber keineswegs überzogener Sprachgestaltung und einem auch am Schluss verbleibenden Restgeheimnis sämtliche regionalen Grenzen sprengt."
Ulrich Karger
www.buechernachlese.de.vu

12.12.2009

Es gibt noch Leser

Kommentar zur "Pforte des Todes" auf der Krimi-Couch: (Krimi-Couch.de)

"Lieber Jochen, Danke für diese sehr informative Rezension. Ich bin wie Du der Meinung, dass man sich bei diesem außergewöhnlichen Roman wirklich "nicht vom Mystery-Teil täuschen lassen" soll, aber Deine Annahme, es gehe darin nur "um kleinliche und allzu menschliche Beweggründe wie Machtverlust, Neid, Bewahrung des Status Quo und schlichte, alltägliche Gewalttätigkeit", wird in meinen Augen der Geschichte nicht ganz gerecht.
Nachdem ich mehrere Kommentare und daraufhin das Buch zum zweiten Mal
gelesen habe, bestätigt sich mein Eindruck, es mit mehr als einem
„Thriller“ zu tun zu haben.
Dieses Mehr findet man zwar nicht sofort in dem zugegebenermaßen sorgfältig
recherchierten und sehr spannend aufgearbeiteten Stoff. und seinem
kunstvoll komponierten Handlungsverlauf. Aber es offenbart sich ganz eindeutig in den Figuren selbst, die - so oder so - im Spannungsverhältnis des Sinns oder Unsinns der
Religionen stehen. Deshalb sehe ich das Mystery-Element des Romans als
geglückten Versuch den Leser mit der Gefahr des Sektenunwesens und der spannenden Frage nach der Verführbarkeit durch Glauben zu konfrontieren. Dabei bleibt es dem Leser trotzdem selbst überlassen, ob er diesen Roman als reinen Thriller genießt, oder dieses zum Nachdenken anregende "Mehr" als Auseinandersetzung mit Glaubensfragen aufnimmt.
Insoweit, glaube ich, ist es dem Autor mit diesem Roman gelungen, etwas Neues in die Welt des Krimis zu setzen.
Liebe Grüße,
Piatee"

08.12.2009

Noch ´ne Premiere




















zu beziehen über:
www.utafahrenkamp@t-online.de



Lesung zu Ehren Ulrich Reinekings am 5. 12. 2009 in Rinteln

So, auch sie ist nun Geschichte, die von der Schaumburger Zeitung und buch + wein organsierte Lesung im Gemeindesaal der reformierten evangelischen Kirche in Rinteln. Trotz grottenschlechtem Wetter und konkurrierenden Veranstaltungen wie Weihnachtsmarkt, Feuerwehrfest und Sportschau kam dann doch eine erkleckliche Zahl von Besuchern, um dem Autor (und mit ihm dem verstorbenen Namensgeber des „Pforte“-Kommissars Ulrich Reineking) Ehre zu erweisen. Pfarrer Heiko Buitkamp, mit einer Bierflasche in der Hand Nähe zu Uli Reineking demonstrierend, eröffnete die Lesung mit einfühlenden Worten über den Verstorbenen und der Vorstellung des Autors, der sich sich bang fragte, ob denn sein Roman, mit dem er einerseits den harten Polizeialltag in der Provinz und andererseits das Problem „Verführung durch Glauben“ thematisiert, im Kreis der offensichtlich nicht kirchenfernen Gäste Unverständnis oder gar Protest hervorrufen würde. Klar war, es bedurfte ( und bedarf ) einer Einführung. Hier ist sie:

Dass dieser Roman geschrieben wurde, hat drei Gründe. Der erste ist eine nie vergessene schaurige-schöne Geschichte, die meine Mutter mir vor etwa fünfzig Jahren erzählte. Sie handelt von einem ostpreußischen Schäfer, der angeblich durch rituelle Opferung jungfräulicher Mädchen mit jenseitigen Mächten in Verbindung treten konnte.

Der zweite Grund ist ein verstörendes Erlebnis, in das ich durch eine von einer scyntologieähnlichen Sekte fast zugrunde gerichteten Osnabrücker Industriellenfamilie geraten bin. In seiner Not wandte sich eines ihrer Mitglieder mit der Bitte an mich, über die menschenverachtenden Praktiken der Sekte zu berichten, um so Öffentlichkeit herzustellen und über sie die Behörden aufmerksam zu machen.

Gewohnt, den Dingen auf den Grund zu gehen und mit der Absicht, verwertbare Beweise zu sammeln, schleuste ich mich mit Elektronik verdrahtet in die als Seminar- und Coachingunternehmen getarnte Sekte.

Was ich erlebte, war mehr als verstörend. Obwohl ich ein sehr nüchterner, hinterfragender Mensch bin, obwohl ich äußerst kritisch, ja, mit geradezu feindseliger Haltung in die Seminare ging, stellte ich schon nach dem ersten Tag mit Erschrecken fest, anfällig für die Logik der dort verbreiteten Lehre zu sein.

Ich war mit einem bis ins feinste austarierten Weltbild und einem logisch abgestimmten Glaubensgebäude konfrontiert, denen sich mein Gehirn nur schwer widersetzen konnte. Mein Ego wurde damit gestreichelt, einem kleinen elitären Kreis angehören zu können, der über einen Wissenschatz verfügt, mit dem sich alle meine Probleme lösen ließen. Nur darauf eingehen, lernen müsste ich, den Pfad der Erkenntnis betreten, um am Ende persönliche Souveränität, Macht und das Heil zu erringen.
Gegen gutes Geld, versteht sich.

Was mich rettete, war das tief im Hinterkopf verankerte Wissen, nicht nur einer religiös ummantelten Ideologie ausgesetzt zu sein, sondern auch einem geschickt inszenierten psychologischen Verführungsspiel, das wegen seiner Geschlossenheit keinen Widerspruch zulässt.
Einmal gefangen, ist es dem „Gläubigen“ nahezu unmöglich, sich der „Gemeinde“ und damit der Verführung zu entziehen. Erst wenn man das System als Ganzes in Frage stellt, kann man ihm begegnen und – entkommen. Und das in der Regel nur mit Hilfe von außen.

Die Folge meiner Aktivität gegen die Sekte: Mein Haus brannte eines Tages lichterloh. Auch der Kriminalpolizei war klar, wessen Handschrift da sichtbar wurde, alleine, die Beweise ließen sich nicht ermitteln.

Der Reflex auf dieses Erleben ist dieser Roman, der – nebenbei bemerkt, auch ein Freischreiben war – und der, wenn man ihn nicht nur vor diesem Hintergrund, sondern mit einem Blick auf fanatisierte Glaubenskrieger und Selbstmordattentäter liest, durchaus als Warnung, aber auch als bitterböse Realsatire im Thrillergewand verstanden werden kann - vielleicht sogar werden muss. Er ist ein Versuch, die Verführung durch Glauben zu thematisieren.

Uli Reineking, dem ich um 2001 von diesem Roman erzählte und der – journalistisch, psychologisch und theologisch auf absoluter Höhe – nicht nur die Schwierigkeiten, sondern auch die Brisanz und Notwendigkeit des Themas sofort erkannte, machte mir immer wieder Mut, das Projekt, in das ich damals bereits mehrere Jahre investiert hatte, zu realisieren.

Und das trotz des Wagnisses, Glaubensfragen, Okkultes, Esoterisches in einen Spannungsroman einzubringen. Ein solcher Stoff sei besonders geeignet, die Problematik zu popularieseren, meinte er. Mehr noch, Uli Reineking gestattete mir, seinen guten Namen für den Helden des Buches zu verwenden. Einen Helden übrigens, der wenig heldenhaftes an sich hat.

Uli Reinekings Unterstützung und sein nicht selten ironischer Zuspruch sind der dritte Grund, der mich durchhalten und das Buch, begleitet vom Studium unzähliger religionsgeschichtlicher, archäologischer und sektenaffiner Werke - und einer Menge Probleme - vollenden ließ.

Leider war es ihm nicht mehr vergönnt, das Ergebnis in Empfang zu nehmen und – sicher sehr kritisch – auf seinen Gehalt zu prüfen. Aber vielleicht – hoffe ich - hilft es mit, sein Angedenken zu bewahren.

Eine Geschichte habe ein Anfang und ein Ende, sagte Godard. Aber der Anfang muss nicht notwendigerweise am Anfang und das Ende nicht unbedingt am Ende stehen. Bei einer Lesung ist es ähnlich. Gestatten Sie mir also, Szenen zu lesen, die ich eher zufällig ausgewählt habe. Ich beginne allerdings mit dem Anfang, der wirklich am Anfang zu finden ist, mit dem Motto des Romans:

„Da aber von den Dingen,
die Ihr erfahren werdet,
das eine wahr, das andere falsch,
aber wahrscheinlich sein wird,
so müsst Ihr sie durch Euer Urteil abwägen
und Euch die merken,
welche der Wahrheit am ähnlichsten sehen.“
Niccolò Machiavelli
„Instruction für Girolami“

Fazit.
Nein, es gab keinen Protest, um die oben gestellte Frage zu beantworten. Die um eine Stunde überzogene Veranstaltung wurde christlich beklatscht und mündete in einer munteren Diskussion, die zeigte, das mein Thema Thema ist. Das zeigte sich auch im Fast-Ausverkauf des Romans und meiner Schreibhand, die sich gezwungen sah, innerhalb kürzster Zeit um die zwanzig Exemplare zu signieren.

24.11.2009

Wer hat den Längsten?

Sie sind auf Platz 130 meldete die Suchmaschine. Und zwar unter 365 Begutachteten beim Schwanzvergleich, war auf der zweiten Zeile zu lesen. Ein Verleser? Nein, das nicht, auch keine Erinnerung, mich je an einem Wettbewerb dieser Art beteiligt zu haben. (Selbst die Erforschung der Pubertät brachte kein Ergebnis.) Wie also, fragte ich mich, komme ich auf eine solche Liste? Konnte nur eine verdeckte Operation gewesen sein. Vom Geheimdienst eines Pornoanbieters? Vielleicht beim Italiener? Ein heimliches Fotoshooting per Kamerahandy am Pissoir? Und wenn, wer interessierte sich aus welchen Motiven für mein Gemächte? Mit welchem Ziel? Und wieso nur Platz 130? (?)
Gewohnt, knifflige Fälle zu konstruieren und zu lösen, kam ich auf das Naheliegendste. Ich klickte mich auf die Website. Die hieß natürlich nicht Schwanzvergleich, sondern schlicht Berlin-Pendler.
Und Berlin-Pendler befleißigt sich, nicht die guten Stücke, sondern Berliner Blogs auf ihre – ja, was? - Wichtigkeit, häufigste Benutzung, Qualität oder Beliebtheit unter die Lupe zu nehmen und zu „ranken“. Mit Hilfe des Wikio-Ranking, versteht sich.

Wer es genau wissen will: berlinpendler.wordpress.com

20.11.2009

Gefühlte Feinde



















Gefühlte Feinde

War bei Dussmann. Dussmann steht für „Kulturkaufhaus“ und zwischen Unter den Linden und Bahnhof Friedrichstraße. Kulturkaufhaus nennt es sich, weil es neben Musikalien, Kalendern, CD´s und Software etagenweise Bücher feil hält. Ein Tempel, sagen die einen, beeindruckt von der der schieren Größe, ein Schlachtschiff mit ungeheurer Vernichtungskraft so mancher Autor, der sich vergebens bemüht, unter den Bücherbergen ihre Werke zu finden.

Logisch, dass auch ich nach meinem „letzten“ gesucht habe. Logisch, dass ich es nicht fand. Im Bauch dieses Grummeln, das der Wut vorausgeht, im Herzen ( gefühlt ) einen nicht zu unterdrückenden Neid gegenüber jenen Schriftstellern, deren Werke auf ächzenden Tischen in Riesenstapeln angeboten und massenhaft verkauft werden. Weil ihre Verlage groß sind, Marktmacht und deshalb Einfluss besitzen. Im Gegensatz zu meinem, der die wirklich guten Bücher bringt ( meines ), aber die schmale Nische beackert, weil die lohnenden Felder von den Großen besetzt sind. Geld heiratet eben Geld, stellt man ernüchtert fest, und ein Fluch entweicht dem Unterbewusstsein: verdammte Turbokapitalisten! Plakatieren Kultur und killen sie, in dem sie deren wahre Stätten in Schutt und Asche legen! Im ganzen Viertel keine einzige vernünftige Buchhandlung mehr. Shame on You, bloody Diamond

Ob denn der Roman „Die Straße ins Nichts“ vorhanden sei, möchte man fragen. Hilflose Blicke hin zu den Kassen, die wie mondäne Sushibars rund in den Raum gestellt sind und in denen gestylte Wesen gewaltige Umsätze generieren. Hilfloser Blick der Gestressten, die nichts weiter als den Bestseller bezahlt haben will. Irgendwo, sagt sie, muss es einen Kollegen geben, der Ihnen weiterhelfen kann. Irgendwo, ja. Bei diesem Herrn da, der nachfragt, ob es Dan Brown neuesten auch als Prachtband mit Goldschnitt gibt. Wegen weil ja bald Weihnachten ist und es was Außergewöhnliches sein soll, was mit Wert, Sie verstehen? „Die Straße ins Nichts?“, fragte die lächelnde Dame, nachdem sie zwei weitere Kunden abgefertigt hat. Sie schaut in ihren Computer, findet den Eintrag, lächelt – na ja – beinahe mitleidig ob des perversen Wunsches. „Ja“, sagte sie, sondernbar abschätzend, „haben wir, ja, aber müssen wir bestellen.“ Bei Libri natürlich. Eine der Buchgroßmächte, mit denen der Laden verbandelt ist und die alles listen, was zwischen Buchdeckeln existiert. Also auch die Produkte meines Nischenbeschickers. „Dauert aber fünf Tage“, erläutert sie. „Ihr Name?“
Ich bin versucht, ihr den meines Nachbarn zu nennen, dessen Hund dauernd auf die Matte im Eingang kackt, unterlasse es aber, weil der sofort zum Verfassungsschutz rennt, da er sich als bekennender Islamophobist selbst im Traum umzingelt sieht. Eingedenk des letzten, noch nicht im Vertrauen auf Nachfolgegeschäfte verschenkten Belegexemplars in meinem Bücherregal trete ich den Rückzug an. Meine bissige Bemerkung, unter diesen Umständen zöge ich es vor, selbst über das Netz zu bestellen, quittiert die Dame mit einem Blick an mir vorbei auf den nächsten Kunden, der – einen Schätzing in der Hand – fragt, ob es den auch mit eingebautem Perlencollier und einer Weißgoldschließe gibt ...

Ich gehe. Wie der Pudel, den man begossen hat. Im Kopf das Feuer einer neuen Buchidee, einer Revolution. Das erste Kapitel beginnt mit: Ein Geist weht durch die Welt, der Geist einer Kultur, die … Ach, Scheiße, Scheiße, Scheiße, bellt es in mir, während meine Beine mich zum Ausgang bugsieren.

14.11.2009

(ur) zum Gedenken: Kommissar Reineking















Bierselig waren sie manchmal schon, die Nächte, in denen ich mit dem Namensgeber des Helden meines Thrillers "Pforte des Todes" über Gott und die Welt und auch über das Thema des Romans diskutiert habe. Theologisch vorbelastet, hatte Ulrich Reineking eine Menge Stoff über den Versuch über "Verführung durch Glauben" zu bieten. Aber er machte auch Mut, das schwer zu recherchierende Thema anzugehen, den Mut nicht zu verlieren, die Disziplin aufzubringen, den der notwendigerweise auf viele Seiten angelegte Roman mir abverlangte. Was die Schaumburger Zeitung über das Thema schreibt, ist unter dem Link zu lesen:
zum Artikel

09.11.2009

Lesung aus "Pforte des Todes"









Jakobikirche in Rinteln


Am 5. Dezember 2009 um 17 Uhr lese ich im Gemeindesaal der evangelischen reformierten Kirche in Rinteln zum Gedenken an den am 4. Oktober leider verstorbenen Namensgeber des Romans - Ulrich Reineking - aus meinem Thriller "Pforte des Todes". Der Erlös kommt "Ultimo Frühstück" zugute, einer Einrichtung der reformierten Kirche, mit der am letzten Mittwoch im Monat Frühstück für Bedürftige bereit gestellt wird. ( hat Uli Reineking ebenfalls unterstützt )

Samstag, en 5. 12. 2009
17 Uhr
Gemeindesaal ev. reformierte Kirche
Klosterstraße 17
31751 Rinteln

04.11.2009

PFORTE DES TODES als e-book

Mein Thriller "Pforte des Todes" ist jetzt auch als e-book-Ausgabe als Download für 10,90 € bei beam e-books erhältlich. Eine Demoversion zum Anlesen kann als PDF-Datei heruntergeladen werden.
Schaut mal rein: http://www.beam-ebooks.de/ebooks/krimi/

31.10.2009

Lieber Leser ...












... du unbekanntes Wesen



Einige Leser, das ist belegt, hat mein neuer Thriller „Pforte des Todes“ bereits gefunden. Es gab zwei Mails, einen Anruf und einen nach Veilchen duftenden Brief. Sie alle äußerst positiv, aber leider lediglich in der Beurteilung: Toller Roman, Gratulation und - Ende. Frustrierend, weil das bibbernde Herz des sich dem Gericht Stellenden nach BEGRÜNDUNGEN der Urteile schreit. Warum, zum Teufel, sagt ihr, es sei toll, wenn ihr nicht sagen wollt warum?

Nach all den Jahren ohne Streicheleinheiten lechze ich nach Zertifizierung: Wie ist der Stil, (habe ich überhaupt einen?), wie der Aufbau der Handlung, wie die Zeichnung der Handelnden, wie Nerven strapazierend die Spannung?

Was gibt es sonst, dass diesen Roman so aufregend macht? Ist er das? Und wenn, warum? Wegen des bescheidenen Verkaufspreises, der Aufmachung, der langen Wartezeit bis zum endlichen Erscheinen, den vielen Ankündigungen, die dann doch nicht gehalten wurden? Weil er zu suchen und nicht als gigantische Pyramide am Eingang der Buchhandlungen zu finden ist? Weil er noch nicht auf der Spiegel-Bestsellerliste und dort seit drei Jahren auf Platz eins steht? Die Talkshows sich nicht mit dem Angebot dicker Honorare um den Autoren reißen und der Verlag noch nicht wegen platzender Geldschränke Bertelsmann und die sonstigen vier Buchgiganten übernommen hat, der Verleger nur im Morgengrauen am Spieltisch in Las Vegas zu erreichen ist? Oder – der Schlag möge den Abweichler treffen! - weil sich, wenn er geschreddert wird, daraus hochwirksame nach Buchbinderleim schmeckende Schlaftabletten drehen ließen?

Ich bin im Stress, ich bin krank, dem Wahnsinn nahe! Auch wenn es für mich schrecklich, ja, das Ende am Plastikstrick sein wird: Lieber Leser, du unbekanntes Wesen, erbarme dich! Von mir aus auch anonym.

P. S.
Auch Proteste von Kirchenvertretern, die sich auf den Schlips getreten fühlen, werden akzeptiert. Aber nur, wenn sie das Buch ordnungsgemäß gekauft und nicht ausgeliehen haben.

24.10.2009

Spiegel-eien - juristisch-literarisch

Painting made &(c)by willi voss















SPIEGEL 43/2009 S. 110

Keine Rezension gegen das Urteil möglich?

"... In den vergangenen Jahren hatten Gerichte in ähnlichen Fällen - etwa bei Maxim Billers umstrittenenen Roman "Esra" - im Zweifel zu Lasten der Kunstfreiheit entschieden. Blumenbar-Verleger Wolfgang Farkas misst dem Urteil, gegen das keine Rezension zugelassen wurde, deshalb grundsätzliche Bedeutung bei: Es sei "psychologisch wichtig, dass ein Autor einen realen Stoff fiktiv behandeln kann""

23.10.2009

"Satchmos" Trompete

Sehr nett, was das Westfalenblatt über meine Geschichte in der Anthologie "MORDWESTFALEN 2" (Pendragon Verlag, Bielefeld) gebracht hat:






Der Hermann reckt sein Schwert gen Himmel. Doch »Mord-Westfalen II«, hier ins Bild gehalten von WB-Mitarbeiterin Vera Henrichsmeyer, hat noch andere kriminelle Schauplätze zu bieten als Detmold. Eine der Geschichten spielt in Tatenhausen. Foto: Klaudia Genuit-Thiessen



TATENHAUSEN IST TATORT

Halle (kg). Was die Trompete von Jazz-Legende Louis Armstrong, genannt Satchmo, mit dem Haller Wasserschloss Tatenhausen zu tun hat, muss der Leser selbst ermitteln.

»Satchmos Trompete« lautet jedenfalls der Titel einer der kriminellen Geschichten aus Westfalen im neuen Buch »Mord-Westfalen II«.

Der renommierte Krimiautor Willi Voss, der auch schon für Fernseh-Krimis wie »Die Zwei«, »Der Fahnder« und »Großstadtrevier« geschrieben hat, schickt seinen Hauptkommissar auf Spurensuche zum Schloss an der Versmolder Straße und in ein Haller Café mit dem Namen »Willem«. Auch in dieser Geschichte lässt Willi Voss eine gebrochene Figur mitspielen, die er immer wieder in seinen Krimis aufgreift, den Hamburger Kriminalobermeister Holger Fleestedt.

»Mord-Westfalen II« ist im Pendragon-Verlag als Taschenbuch erschienen. Weitere spannende Geschichten aus dem Sammelband spielen in Jöllenbeck und Bielefeld, Bad Salzuflen und Brackwede. Genug kriminelle Energie ist an diesen Tatorten bestimmt vorhanden.

Kalender 16.10.2009
(c) Westfalenblatt

20.10.2009

Landung auf dem okkulten Mond - Messe II









HinterMars-Amazone



Nun, auch der Besuch in Frankfurt war eine Art Comeback: Überwältigung angesichts der schieren Masse an Beton und Inhalt, der Menschen und besonders der Verkürzung bei der Verlagswerbung: Brown und Schätzing, am Rande die Sekundär-Bestseller. Die kleinen Verlage geradezu rührend in ihrem gediegenen Bemühen, auch ein bisschen Aufmerksamkeit zu erzeugen. Wie immer, empfand ich das Ganze als Schaulauf der Eitelkeiten. Wichtig, wichtig, die Leut, die da vermeinen, Kultur zu präsentierten. Teils hochnäsig, teils routiniert. Die Stände der Großen wahre Tempel der Bedeutung. Das Buch ist denen wirklich nur noch Ware, mithin ist man als Autor gezwungen umzudenken und gehalten, eben diese Ware zu produzieren. (Oder?)

Konsequenz der Erkenntnis: Mein nächster Thriller spielt auf dem hinter Weltraumstaub versteckten Mond hinterm Mars, handelt von nach dorthin im 15. Jahrhundert ausgewiesenen Amazonen, inzwischen jedoch mit Vorderladern ausgerüstet, weil auch bei denen der Fortschritt nicht aufzuhalten war. Fortpflanzen tun die sich per Samenbeutel unter der linken Achsel. Die Krieger (Kastraten mit unerklärlich bassiger Stimme) tragen dort Blei, Ladestock und Pulverfläschchen. Kämpfen tun sie mangels Feinden gegen sich selbst. Ja, und dann trudelt ein schiffbrüchiger Astronaut ein, der das Gefühlsleben so mancher Samenbeutelträgerin erschüttert, weil sich was zwischen ihren Schenkeln tut. Klar, dass wegen solchermaßen Rebellion das Establishment um die Macht fürchtet. Sie mobilisieren ihre MSIG (Mars Sattelite Intervention Group) mit dem Ziel, Eindringling und mithin Aufbegehren zu eliminieren.
Mutige Amazonen der erschütterten und inzwischen in alter, irdischer Weise in himmlische Höhen gevögelten Art rebellieren nicht nur, nein, sie verstecken ihren Beglücker und nehmen, nachdem sie erkannt haben, wie sehr sie bislang unterdrückt waren, die Herausforderung an. Der Freiheitskampf beginnt ...

Und am Ende - etwa auf Seiten 1329 - ziehen sie siegreich in den Palast ein, nicht, ohne unseren erschöpften Schiffbrüchigen zu verpflichten, seine in Dallas, Oschersleben und Soweto lebenden sieben Brüder schleunigst zur Auffrischung der Bevölkerung einzufliegen. Clandestin selbstverständlich, denn ... das Geheimis der Amazonenwelt muss um jeden Preis gehütet werden. Für den nächsten Roman, der - ich sag´s schon jetzt - nicht nur noch spannender wird, sondern mit weiteren unglaubliche Neuigkeiten und Entwicklungen jenseits des Weltraumstaubvorhangs aufwarten wird.

Bleibt noch zu berichten, dass der Kaffee sündhaft teuer war und die Raucher sich verschämt vor den Ausgängen herumdrückten.

19.10.2009

Besuch auf dem Stern - Buchmesse
















Beeeindruckend, wie man geradezu zwangsläufig in die Fänge des Messeparkhauses gerät und dort, gleichgültig, wieviele Stunden man es nutzt, mit 9 Euro zur Kasse gebeten wird. Aber der Busservice war geradezu perfekt. Die Polizeipräsenz auch. Da ich keine Tasche mit mir herum schleppte, guckte auch niemand hinein. Auch in den Hallen viel Polizei. Einige entdeckte man an den Ständen und in Büchern versunken. Kein unschönes Bild, wenn auch staunenswert, weil ich mich sogleich fragte, ob die Dienstherren das mit dem Dienst für vereinbar halten. Ja, hoffte und hoffe ich.
Wanderung durch die Hallen. Überraschend viele Stiefel an Damenbeinen. Das eine oder andere bekannte Gesicht, in einigen fragende Blicke, ein Wiedererkennen. Wie es denn so geht? Ja, man habe gehört. Vom Comeback. Schön, dass du auch wieder da bist. Viel Erfolg. Wir sehen uns. An den Ständen der „alten Verlage“ kein Wiedererkennen. Neues, sehr junges Personal, eine andere Generation, Businessseminar-Atmosphäre. Ich fühle mich am Rande der realen Welt. Ganz anders am Conte-Stand. Kurzes, nettes Gespräch mit dpr. Am Stand des Pendragon Verlags herzliche Begrüßung. Mein Buch ist mittig positioniert, Plakate erzwingen Aufmerksamkeit. Wie es wohl werden wird?
Mehr als gut. Der Büchervorrat schrumpft, weil „Pforte des Todes“ in überraschend hoher Zahl verlangt und signiert werden muss. Auch für Vertreter von Buchgemeinschaften, Taschenbuchverlagen und Journalisten. Nicht nur die Gemeinde staunt ob der regen Nachfrage. Icke freue mir natürlich. Auch über die Gelegenheit, mit Frank Göhre, Nordert Horst und Klaus Peter Wolf zu plauschen. (Und mit den vielen anderen, die mir zeigten, dass sich soviel seit „damals“ gar nicht geändert hat.) Ich bin wieder im Dorf. Und das ist gut so.

10.10.2009

Materialisiert: "Pforte des Todes"

















So, kein Zweifel mehr: "Pforte des Todes" hat die Druckerei verlassen und ist entweder schon in den Buchhandlungen (und bei den Kritikern) oder wird ausgeliefert. Fühlt sich sich jedenfalls gut an, der kleine Ziegelstein. Gespannt bin ich auf die Reaktion der geschätzten Leserschaft. Hasta luego und - die Buchhandlungen sind für den Sturm gerüstet!
Mehr Informationen auf meiner Website: www.willivoss.de
Am Freitag, den 16.10.2009 stelle ich den Thriller auf der Frankfurter Buchmesse vor.
Halle 4.1 F 149. Besuchen Sie mich!

07.10.2009

In memoriam Ullrich Reineking






























Uli Reineking und der Autor in Rinteln


Es war der 2002. Die zweite oder dritte Fassung der "Pforte des Todes" war bereits abgespeichert, aber mit dem Text war ich unzufrieden. Und nicht nur mit dem Text. Selbst der Name des Helden gefiel mir nicht. Einfallen wollte mir auch keiner, bis - ja, bis Ullrich Reineking, Kulturredakteur der Schaumburger Zeitung, mir vorschlug, doch einfach im Telefonbuch nachzusehen. Machte ich natürlich nicht, aber ich drohte ihm an, seinen Namen zu verwenden. Und genau das geschah. Selbstverständlich mit seinem Einverständnis.
Ihm sollte das erste mir zur Verfügung stehende Exemplar gewidmet werden. Leider ist das nicht mehr möglich. Ullrich Reineking, der sympathische, lebensfrohe, witzige und menschenliebende Journalist aus Rinteln ist am Sonntag gestorben. Ich trauere um ihn. Möge sein Name und sein Wirken nicht nur in meinem Roman in Erinnerung der vielen Menschen bleiben, die er mit seinen außergewöhnlichen Texten bereichert hat.


Aus der Schaumburger Zeitung:











Ulrich Reineking †



"Rinteln

Er war ein liebenswerter Kollege und bei den Lesern eine Institution

Ulrich Reineking ist tot. Die Nachricht traf am Sonntagmorgen seine Familie, seine Freunde und die Redaktion völlig überraschend. Am Montag vergangener Woche hat er noch mit gewohnt überschäumendem Temperament auf dem „Blauen Sofa“ in der Volkshochschule gemeinsam mit seinem Gitarristen und Freund Volker Buck die Kabarettsaison eröffnet.

Am Sonntag wollte er wie gewohnt, kurz vor Mittag in die Redaktion, nach dem Gottesdienst in der Jakobikirche, sein „Frühstücksei“ schreiben, was er nicht einmal versäumt hat, wenn er eigentlich wegen Grippe das Bett hätte hüten müssen. Dann noch den „Blauen Montag“ – beides humorvoll lebendige, feuilletonistische Betrachtungen, die die Leser mit seinem Namen verbinden.

Jetzt ist sein Stuhl vor dem Computer leer und auch wir, die Arbeitskollegen, sind fassungslos. Ulrich Reineking ist 60 Jahre alt geworden.

Reineking war Journalist und Kabarettist mit Leib und Seele. Er hat beide Berufe nicht einfach nur ausgeübt, sondern gelebt – was einen gewaltigen Unterschied macht.

Reineking fand sich mühelos in den verrücktesten Situationen zurecht, die dieser Beruf zu bieten hat, und konnte mit Menschen reden wie kein zweiter. Die haben ihm ihre Sorgen und Nöte offenbart – weit über das Maß hinaus, das ein Journalist erwarten würde. Dazu schwang, egal über welches Thema er redete und schrieb, ein Erfahrungs- und Wissensschatz mit, der oft staunend machte.

So verschlungen sein beruflicher Werdegang war – geboren in Möllenbeck, Abitur in Rinteln, Studium der Theologie, Psychologie und Philosophie in Braunschweig und Berlin, dann freier Journalist, Werbetexter und Autor, bis er in Bremen für Radio Bremen und die Tageszeitung taz arbeitete – eine Linie hat Reineking nie verlassen: die des kritischen wie mitfühlenden Beobachters des manchmal absurden Lebens und Treibens auf dieser Welt. Reineking heiratete, und bald kam seine erste Tochter Ulrike zur Welt. Am 1. März 1995 holte ihn sein Bruder dann zur Schaumburger Zeitung, und Ulrich Reineking hat von der ersten Stunde an mit seiner besonderen Schreibe, seinem unverwechselbaren Stil die Sympathien von Lesern wie Kollegen erobert. In seinen besten Texten konnte ihm niemand in der Redaktion das Wasser reichen. Und wie kein anderer schaute er dem Volk aufs Maul. Das „Lesertelefon“ – das war Ulrich Reineking. Das erlebten Kollegen, wenn Reineking in Urlaub war und enttäuschte Menschen am Telefon hartnäckig darauf bestanden, Reineking sprechen zu wollen und bitte sonst niemand anders.

Bremen, der Stadt, in der seine zweite Tochter Lotta und sein Sohn Linus geboren worden sind, ist er treu geblieben: Als Querdenker „urdrü“ sorgte er jedes Wochenende mit seiner taz-Kolumne für Heiterkeit und oft genug für flammende Proteste von lokalen Politikern, die sich auf den Arm genommen fühlten.

Hier hat er das Kabarett „Galerie des Westens“ aufgebaut, hier hatte er prominente Freunde aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten – typisch für Reineking – Theaterregisseure, Opernsänger, Politiker, Catcher, Journalisten, Schriftsteller, Musiker. Wen Ulrich in sein Herz geschlossen hatte, konnte sich auf ihn hundertprozentig verlassen. Auch in Rinteln ist Ulrich Reineking zu einer Institution im öffentlichen Leben geworden – begehrt als Redner an festlichen Abenden, als Entertainer bei Veranstaltungen, wobei er manchmal Mühe hatte, sich der vielen Angebote zu erwehren – hatte er „nebenbei“ doch noch den Fulltime-Job eines Redakteurs.

Ulrich Reineking hat ein pralles Leben gelebt mit allen Höhen und Tiefen, ein Leben, das Stoff für einen spannenden Roman bieten würde. Und wenn es den Himmel gibt, an den er fest geglaubt hat – im Gegensatz zu dem Atheisten ihm am Schreibtisch gegenüber – dann wird ihm da oben der Stoff für Geschichten nicht ausgehen."

Wir trauern um einen liebenswerten Kollegen. wm
Artikel vom 04.10.2009 - 12.26 Uhr
(c)Schaumburger Zeitung

04.10.2009

Buchmesse Frankfurt





Am Freitag, den 15. Oktober 2009, stelle ich den Thriller "Pforte des Todes" auf dem Stand des Pendragon Verlags (Halle 4.1 F 149) vor. Terminewünsche bitte per Mail an willi.voss1@freenet.de.

25.09.2009

Sorry - Terminänderung






























Leider sind technische Probleme aufgetreten. Mein Thriller "Pforte des Todes" erscheint erst am 14. Oktober zur Buchmesse. Ich werde das Buch selbst präsentieren. (Den genauen Termin gebe ich noch bekannt.)
Ich bitte ganz besonders die Leser, die den Roman vorbestellt haben, die Verzögerung großmütig zu entschuldigen. Also noch ein bisschen Geduld, Ihr

Willi Voss

22.09.2009

Morgen ist es so weit!







PFORTE DES TODES IM HANDEL

Er wird kommen, hieß es bisher. Jetzt ist er da. Na ja, fast, muss ich wohl sagen. Noch einige Stunden und der nach einem guten Jahrzehnt harter Arbeit ( waren es nicht Qualen?) fertiggestellte Thriller liegt endlich in den den Buchhandlungen oder kann dort immerhin bestellt werden. Ist wie früher, ist wie Weihnachten. Warten. Warten auf diesen Moment, wenn nach langer Anspannung endlich die Überraschungen unter dem Baum zu sehen sind, im Hinterkopf die spannende Frage, ob
das Comeback gelingen wird ...
Der alte Hase, der solche Momente dutzendfach erlebt hat, gibt zu, nicht frei von Premierenfieber zu sein. Keine schwitzenden Hände, aber ein bisschen Mathematik: Wieviele der Leser, die vor der Auszeit für nennenswerte Auflagen sorgten, gibt es noch? Wieviele wissen von dem Comeback? Wieviele erinnern sich und sind bereit, sich erneut auf ein Leseabenteuer mit mir einzulassen? Und was ist mit denjenigen, die noch nie etwas von mir gehört und gelesen haben? Werden Sie , wenn Sie das Buch sehen, zugreifen? Und wenn, wie werden sie das gute Stück aufnehmen?

Die Anfragen und Vorbestellungen als Omen wertend, könnte es ganz gut werden. Da gibt es Buchhandlungen, die gleich zwanzig Exemplare bestellt haben. Bei Amazon stieg der Verkaufsrang von Rang 640 000 auf 49 000, hat sich inzwischen jedoch wieder nach unten begeben. Eine erfreulich hohe Anzahl an Besprechungsexemplaren wurde bestellt. Eine Handvoll Filmproduktionen zeigen ihr Interesse … Gute Zeichen?
Ich weiß es nicht. Ich mache das, was ich bisher gemacht habe: Über mich in Geduld und warte. Hoffend, das Ihr genau das nicht macht: Stürmt den Buchhandel! Ich glaube, es lohnt sich.

19.08.2009

Erscheinungstermin











Zwei Cover, drei Erscheinungstermine - aber jetzt steht es fest: "Pforte des Todes" ist im Satz, geht in den nächsten Tagen in den Druck und wird Ende September in den Buchhandlungen sein.
Zu vermelden sind rege Anfragen für Besprechungsexemplare und das Interesse gleich mehrerer Filmproduktionen an dem Stoff. Ob daraus was wird? Wir werden sehen.

17.08.2009

Gemordet wird im fernen Amerika











Schon erstaunlich, was man in abgestellten und plötzlich wieder auftauchenden Kisten findet. Der Beitrag über den spanischen Kriminalroman erschien wohl 1988:



Gemordet wird im fernen Amerika

Notizen zur spanischen Kriminalliteratur von gestern und heute

Kriminalliteratur kann als ein Genre beschrieben werden, dass sich aktuell mit den Verbrechen in und an der Gesellschaft auseinandersetzt. Gedeihen kann sie nur dort, wo der Schreiber die Möglichkeit hat, seine Bücher zu veröffentlichen. Kriminalliteratur ist die Literatur der Freiheit. Die Entwicklung des Kriminalromans in Spanien untermauert die These, dass Kriminalliteratur ein Kind freiheitlicher Ordnungen ist und nur in Systemen gedeihen kann, in denen weder Meinung noch das Wort erfolgreich unterdrückt werden.

Im Spanien Francos gab es keine Freiheit. Infolgedessen konnte sich in ihm auch keine Kriminalliteratur entwickeln, die diesen Namen verdient. Was es gab, war zwischen Buchdeckeln geklebte Lüge, etikettiert mit den Begriffen „novela policiaca“ und „novela negra“. Die hellwache, von vielen Bürgern gar nicht wahrgenommene Zensur des faschistisch-klerikalen Systems verhinderte eine eigenständige, kritische Kriminalliteratur bewusst, weil sie erkannt hatte, daß der Herrschaftsapparat wegen seiner zahlreichen Verbrechen im und nach dem Bürgerkrieg selbst zum »Fall« dieser Literatur geworden wäre. Wie in anderen Diktaturen, versuchte auch die spanische Propaganda, Franco als weisen, unfehlbaren Führer darzustellen, dem es gelungen war, mit der Vernichtung der Republik auch das Verbrechen auszurotten. Kritische Kriminalliteratur passte nicht ins Konzept und hatte in den argwöhnisch kontrollierten Verlagen auch keine Chance, veröffentlicht zu werden.

Ein Widerspruch scheint es zu sein, daß die Verlagsverzeichnisse jener Zeit dennoch reihenweise Kriminalromane auswiesen und anpreisten. Autoren wie Antonia Martinez Tones, Guillermo Lopez Hipkyss, Miguel Olivares Tovar und Pedro Debrigode Duggi füllten Regale in den Buchhandlungen und wurden von der begleitenden Kritik als exzellente Adepten Hammetts und Chandlers gefeiert - und in hohen Auflagen verkauft. Was sie schrieben - und zwar unter angelsächsisch klingenden Pseudonymen - waren unkritische Handlungsmuster der Vorbilder, kopierende Versatzstücke des Kriminalromans, deren Schauplätze und Handlungen ausnahmslos im Ausland angesiedelt waren. Die Helden killten in Paris, London und New York, sie waren Franzosen, Engländer und Amerikaner und so echt wie Hongkong-Rolex.

Sicherlich hatte die Masche auch einen verkaufspsychologischen Hintergrund. Ausländer im Genre wirkten glaubwürdiger. Der Leser, der zu jener Zeit kaum Reisemöglichkeiten hatte, konnte sich mit solchen Büchern den Traum der Ferne wenigstens vorübergehend erfüllen und seine persönliche und die politische Isolation seines Landes vergessen. Aber hinter dieser Mache stand die reale Repression, das Kalkül, zu demonstrieren, daß Verbrechen Sache des Auslandes sind und im eigenen Staat Ordnung herrschte. Auch hätten spanische Polizisten, im Volk als Exekutoren einer geradezu bösartigen Repression verschrien, kaum sympathische Helden abgeben können.

Die in der Maske des Kriminalromans vorhandene Literatur jener Zeit war von A bis Z verlogen, bot in sich jedoch ein Spiegelbild der Realität: Wahr sein durfte nur, was als wahr offiziell genehmigt war. Falsche Autorennamen, falsche Schauplätze, falsche Polizisten vor falschem Hintergrund fanden sich in den Romanen, die - man kann die Not der Schreiber erahnen - sicherlich auch Fluchtbücher waren, Früchte der Kapitulation vor der Macht, Auswüchse von Resignation und Hoffnungslosigkeit angesichts der etablierten und in alles eingreifenden Diktatur. Aber auch eine Anerkennung der Staatspropaganda, die trotz vorhandener innerer Spannungen und internationaler Ächtung das Bild einer heilen und glücklichen Nation vermittelte.
Mit Francos Tod, mit den Wehen, in der die Demokratie geboren wurde, entwickelten Autoren wie Vasques Montalban, Francisco Gonzales Ledesma, Andreu Martin und besonders Juan Madrid und Pedro Casals eine Kriminalliteratur, die - gemessen am europäischen Standard - einen hohen Stellenwert einnimmt. Realitätsverpflichtet, haben diese Autoren nie nach offzieller Anerkennung oder materiellem Erfolg gesucht, sondern jene Wahrheit mit all ihrem Dreck beschrieben, die hinter den Fassaden zu finden ist. Juan Madrid z.B. versteht sich als urbaner Schreiber,
als Chronist der Straße und des Lebens in den »barrios« der großen Städte. Wie Andre Martin, Gonzales Ledesma und Vasquez Montalban spürte er dem Druck nach, der Leiden verursacht. Die modernen Vertreter des Genres sehen sich als politische Schriftsteller, stellen in ihren Romanen die Frage nach den politisch-gesellschaftlichen Ursachen des Verbrechens, begreifen Kriminalität als systembedingt und - wie Andréu Martin und Pedro Casals - als Sieger im Kampf gegen die Legalität. Sie alle bohren unnachgiebig in den Wunden der jungen Demokratie, die rücksichtsvoll und um sich nicht zu gefährden, die »weiche« Abnabelung von der Diktatur vollzogen hat, damit in Kauf nehmend, daß halt faschistisch-klerikale Einflüsse und Ungerechtigkeiten erhalten geblieben sind.

Der Einfluss amerikanischer Vorbilder ist bei nahezu allen Autoren deutlich spürbar, wenn auch Juan Madrid, Andréu Martin und Pedro Casals mit ihren letzten Werken in neue Bereiche vorgestoßen sind, die hoffen lassen, daß sich eine originale, eigenständige spanische Kriminalliteratur entwickelt. Sicher ist, der spanische Kriminalroman ist vital und läßt für die Zukunft viel erwarten.

13.08.2009

AXEL B. - KRMINALAKTE - SCHREIBT:




















So langsam wird der Pendragon-Verlag zur Auffangstation für renommierte deutsche Krimiautoren aus den Siebzigern und Achtzigern, die in den vergangenen Jahren ganz weit abseits des Rampenlichtes standen und in den Wühlkisten überlebten. Ich sage nur Frank Göhre, Wolfgang Schweiger, Friedhelm Werremeier. Und die Renaissance der alten Helden geht weiter.


Bereits erschienen:

Roger Strub: Waches Auge (ist anscheinend eine weitere Variation zum Thema „Selbstjustiz“, in dem eine Kommissarin den Mörder jagt.

Klaus-Peter Wolf: Samstags, wenn Krieg ist (Neuauflage eines Krimis über rechtsradikale Jugendliche in der Provinz. Vor gut fünfzehn Jahren gefiel mir das Buch ganz gut.

Günther Butkus (Hrsg.): Mord-Westfalen II – Kriminelle Geschichten aus Westfalen (erzählt von -ky, Max von der Grün, Frank Göhre, Willi Voss, u. a.)

Sabine Ernst: Der Krieger (Kommissarin Hanna Brandt sucht in Herford einen Dreifachmörder. Die Spur führt in die Vergangenheit.)

Wolfgang Schweiger: Kein Ort für eine Leiche – Chiemgau-Krimi (Die Kommissare Gruber und Bischoff suchen den Mörder eines 59-jährigen.

Franz Zeller: Herzlos (Debüt: In Salzburg wird munter gestorben und der ‘liebeswunde’ Chefinspektor Franco Moll ermittelt ‘in alle Richtungen’. – Hm.)

September
Sandra Lüpkes: In Hermanns Schatten – Kriminelle Geschichten aus Nordrhein-Westfalen

Robert B. Parker: Hundert Dollar Baby (Hundred-Dollar Baby, 2006 – Tja, ein neuer Spenser, in dem auch April Kyle dabei ist.)

Willi Voss: Pforte des Todes (klingt nach einem 08/15-Mystery-Thriller um eine Sekte, die weiß, wie man aus dem Jenseits zurückkehren kann. – Weil Willi Voss ein Guter ist, ist „Pforte des Todes“ sicher kein 08/15-Mystery-Thriller)

10.08.2009

19. 8. 2009: "Der Flusspirat"










Großstadtrevier: Der Flusspirat
Der Flusspirat erzählt, wie er zu seiner Höhle am Strand gekommen ist. v.l.n.r.: Jan Fedder als Dirk, Mareike Carriere als Ellen und Thomas Ahrens als Flusspirat. (c)NDR
Dirk ist auf Wohnungssuche. Dabei wird er das Opfer eines raffinierten, skrupellosen Maklers. Der betrügt seine Kunden, indem er mehreren Interessenten dieselbe Wohnung vermietet.

Kurze Zeit darauf lernen Ellen und Dirk einen komischen Kauz kennen. Der Mann lebt in einer Erdhöhle am Elbufer. Zufällig ist auch er eines der Opfer des betrügerischen Maklers. Nun hat er sich vorgenommen, es dem Gauner heimzuzahlen. Ellen und Dirk müssen auf den seltsamen aber sympathischen "Flusspiraten" aufpassen.


Mittwoch, 19. August 2009 21:45 bis 22:30 Uhr (VPS 21:45), Unterhaltung
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Mitwirkende

* Darsteller
Jan Fedder (Dirk Matthies)
Edgar Hoppe (Dietmar Steiner)
Peter Neusser (Rolf Bogner)
Mareike Carrière (Ellen Wegener)
Holger Mahlich (Frank Herbert)
Thomas Ahrens (Flusspirat)
Kay Sabban (Neidhard Köhler)
Barbara Fenner (Regine Pohl)
Mischa Neutze (Lothar Krüger)
Sven Florian Schneider (Sascha Pohl)
* Drehbuch
Willi Voss
* Regie
Udo Witte

06.08.2009

INTERVIEW ( 1 ) + 2





















Frage: Anfang der neunziger Jahre des vorigen Jahrhundert waren Sie auf dem Höhepunkt Ihrer schrifstellerischen Karriere. Regelmäßig erschienen Krimis, Thriller und von Ihnen geschriebene Fernsehfilme. Zusammen mit einem befreundeten Regisseur bereiteten Sie die Produktion eines Kinofilms über das Sektenunwesen vor. Doch plötzlich, sozusagen über Nacht, sind Sie verstummt. Selbst für Freunde waren Sie nur schwer oder gar nicht zu erreichen. Jetzt, nach sechzehn Jahren der „Abstinenz“, wie Sie es ausdrückten, versuchen Sie mit einem umfangreichen Thriller Ihr Comeback. Darf ich fragen, was zu Ihrem Verstummen geführt hat?
Voss: Eine Art Erwachen in einer Nebenwelt, in der zielgerichtetes Schreiben unmöglich ist.
Frage: Nebenwelt klingt nebulös, um es vorsichtig auszudrücken.
Voss: Ist aber konkret. Du wachst eines Morgens auf, trinkst deinen Kaffee, rauchst dein Kraut und setzt dich an den Rechner, um wie gewohnt deine Geschichte fortzuführen. Der Rechner funktioniert, die Bilder, die du in Text umsetzen willst, stehen klar vor dir – was nicht geht, ist, sie auf den Bildschirm zu transportieren.
Frage: Sie hatten also eine Schreibblockade?
Voss: Nein. Ich schrieb ja. Sogar recht viel. Zwang mich dazu, in der Hoffnung, diesen unseligen, selbstverletzenden Zustand durch Routine überwinden zu können. Aber was ich auch schrieb, es genügte mir nicht, war in meinen Augen unbrauchbar. Letztlich waren meine Zweifel stärker als der Wunsch, den Text zu erhalten. Trotz der mir im Nacken sitzenden Ablieferungstermine.
Frage: Sind Sie nie auf die Idee gekommen, das Geschriebene von einer anderen, einer neutralen Person z. B. Ihrem Lektor beurteilen zu lassen, um so Sicherheit zu gewinnen?
Voss: Vielleicht habe ich daran gedacht, ja, ganz sicher sogar, aber ... ich war nicht in der Verfassung, mein Problem in die Welt zu tragen. Möglicherweise hat es damit zu tun, dass mir von Kindesbeinen eingebläut wurde, nur Versager suchen Hilfe. Anders ausgedrückt: Man hat mit seinen Problemen selbst fertig zu werden. Ich habe das Phänomen ja auch nicht als grundsätzliches gesehen, sondern als vorübergehendes Symptom überkritischer Betrachtung, verursacht durch Überarbeitung und einer gewissen Erfolgsverwöhntheit. Sozusagen als eine Unpässlichkeit, die sich nach einigen Tagen Entspannung verflüchtigen würde.
Frage: Sind Ihnen die Stoffe ausgegangen?
Voss: Im Gegenteil, ich produzierte unzählige. Leider nur in Form von Exposees. Fatal war, das ich ausgerechnet während dieser Zeit eine ganze Reihe von lukrativen Angeboten erhielt. Hauptsächlich Drehbücher, aber auch Kooperationsangebote, die ich allesamt entweder ignorierte oder unter Vorwänden ablehnte. Macht natürlich keine Freunde. Da ist sehr viel bachabwärts gegangen. Im Dschungel hast du nur eine Chance, wenn du mit den Schnellen mitrennen kannst. Ich war nicht nur nicht schnell, ich war der Kerl mit der Krücke und den sehr, sehr kurzen Schritten. Panik im Kopf, Maske auf der Nase. Nur nicht zugeben, dass sie das blanke Elend verbirgt. Das Elend eines Legionärs, der sicher ist, noch genügend Munition im Tornister zu haben, aber sein Pulver bereits verschossen hat.
Frage: Heißt das, Sie waren sich über Ihren Zustand gar nicht im klaren?
Voss: Was heißt denn Zustand?
Frage: Dass Mediziner bei Ihnen sicherlich ein Burnout-Syndrom diagnostiziert hätten.
Voss: Und einige schlimme Sachen mehr.
Frage: Haben Sie Ärzte zu Rate gezogen?
Voss: Irgendwann, als es unerträglich wurde. Einen Neurologen. Er fragte meinen Lebenslauf ab, legte einen Haufen Termine fest und verschrieb mir Chemiekügelchen. Die verhalfen mir zwar nicht wieder zum Schreiben, sorgten aber dafür, dass ich über mir schwebte und mir mein Problem und die Folgen scheißegal waren. Glücklicherweise blieb ein Teil meiner grauen Kontrollmasse unbeeinflußt. Ich hatte einen lichten Augenblick und warf das Zeug in den Müll. Als ich wieder auf der Erde war, wusste ich, dass nur ich selbst mich aus dem Sumpf ziehen konnte. Das ist mir schließlich auch gelungen.
Frage: Wie?
Voss: Ich habe mich in Aktivitäten aller Art gestürzt, wurde Lokalpolitiker, Parteirebell, Aktivist einer Bürgerinitiative, Zeitschriftenverleger, Druckereinhaber, Mitbesitzer eines Rennstalls, dann auch Rennfahrer, operierte erfolgreich als Undercoveragent in einer ziemlich üblen Sekte, verlor gegen den Alkoholismus einer mir nahestehenden Person, versuchte meinem Sohn gerecht zu werden und fand im Süden Deutschland ein neues, befreiendes Umfeld. Im Übrigen führte ich weiter Krieg mit den Geistern, die mich hinderten, brauchbare Romane zu schreiben. Erfolgreich, wie sich nun zeigt.
Frage: Es handelt sich um einen voluminösen Thriller, der das Okkulte thematisiert.
Voss: Das Okkulte? Die Macht des Glaubens, würde ich sagen. Wie sie den Menschen beherrschen, deformieren und zum tödlichen Werkzeug machen kann.
Frage: Wie kamen Sie ausgerechnet zu diesem Thema?
Voss: Über eine Industriellenfamilie, die – wie mehrere andere - in die Fänge einer Sekte geraten ist. Dem Unternehmen drohte der Kollaps durch massiven Geldabfluss. Die Familie – Anhänger und Gegner der Sekte – bekämpften sich bis aufs Blut. Es ging hin bis zu Mordversuchen. Es gab Mitglieder, die moralisch und materiell derart unter Druck gesetzt wurden, dass sie den Freitod als einzigen Ausweg wählten. Ich wurde, offenbar, weil ich damals ein Magazin herausgeben habe, über einen Freund von einem Angehörigen der Familie kontaktiert und gebeten, über die Machenschaften zu berichten. Daraus entwickelte sich die Idee, die Sekte mit dem Ziel zu infiltrieren, Beweismaterial zu recherchieren. Was ich innerhalb der Sekte an Glaubens- und Machtmissbrauch, an Manipulationstechniken, Ausbeutung und Ängsten erfuhr, brachte mich schließlich auf die Idee, diesen Roman zu schreiben. Allerdings bilde ich nicht eins zu eins ab, sondern spiele auch mit dem Mythos des allen Religionen innewohnenden und von Sekten zum Herrschaftsinstrument missbrauchten Jenseitsversprechens, mit altägyptischen und christlichen Legenden und einer Schauergeschichte, die meine Mutter mir vor gut fünfzig Jahren erzählt hat.

Fortsetzung:

Frage: Schauergeschichte?
Voss: Eine wahrscheinlich nur mündlich überlieferte Legende, die vermeintlich Antwort auf die Frage des Weiterlebens nach dem Tode bietet, geschöpft aus dem Reservoir der Religionen, in diesem Fall des spekulativen Aberglaubens, der Spökenkiekerei, wenn man so will. Eine Legende, die verblüffend eindeutige Bezüge zu dem vor etwa viertausend Jahren entstandenen ägyptischen Totenbuch herstellt. Sie beschäftigt sich allerdings nicht wie das Totenbuch mit Anweisungen, wie man sich im Jenseits gegen die unzähligen Schrecknisse vor dem Erreichen des Paradieses wappnet, sie suggeriert eine nur Eingeweihten vorbehaltene Prozedur, die es ermöglicht, unbeschadet Kontakt mit den jenseitigen Mächten aufzunehmen.
Frage: Ein gewagter Stoff für einen Krimi.
Voss: Ist es angesichts der Glaubenswirkungen – ich verweise hier nur die Sektenproblematik, deren Extrem das Phänomen Selbstmordattentäter ist - nicht eher auf der Hand liegend, sich per populärem Genre damit auseinanderzusetzen? Seit Beginn der uns bekannten Geschichte beschäftigen sich die Menschen mit der Frage, was nach dem Tod sein wird. Für die meisten Religionsgemeinchaften ist die Vorstellung eines jüngsten Gerichts als Sortiermaschine für Himmel und Hölle Credo. Inwieweit diese Vorstellung Machtinstrument zur Disziplierung der Anhänger ist, mag jeder für sich beantworten. Klar ist, das Milliarden Menschen an diese wahrscheinlich von den alten Ägyptern initiierte Konstruktion glauben und ihr Verhalten mehr oder weniger gelöst danach ausrichten. Darüberhinaus: Warum den Wein immer in die gleichen Schläuche füllen, warum nicht gegen Regeln verstoßen? Außerdem ist das Jenseits nicht „das“ Thema des Romans. Es ist Mittel der Verdeutlichung, das Vehikel, überzeugungsbestimmte Handlungsweisen zu erklären. Im Übrigen ist jeder Roman ein Wagnis. Ob das Ergebnis vom Leser angenommen wird, eine Frage der Glaubwürdigkeit des Dargestellten.
Frage: Im Mittelpunkt des Romans steht eine Sekte, die vorgibt, im Besitz des „wahren Glaubens“ zu sein, ein Glaube, der die Fundamente der christlichen Kirche zum Einsturz bringen wird. Folgerichtig ist es – neben der Polizei – die Kirche, die mit allen Mitteln Jagd auf den abtrünnigen Guru macht. Das erinnert an „Sakrileg“ und lässt fragen, ob Sie sich von Dan Browns Geschichte haben inspirieren lassen.
Voss: Richtig datiert wird ein Schuh daraus. Erstens war die Rohfassung der „Pfordete des Todes“ Jahre vor der Herausgabe des „Sakrileg“ fertig – ich glaube bereits 1999. Ab 2003 bot ihn mein Agent bereits den Verlagen an. Leider vergeblich. Dennoch bin ich heute froh darum, haben die Ablehnungen mir doch die Möglichkeit gegeben, das Buch immer wieder zu überarbeiten und, wie ich glaube, zu vervollkommnen. Zweitens habe ich mich im Gegensatz zu Brown zu keinem Zeitpunkt von anderen Romanen inspirieren lassen. Als Quellen habe ich ausschließlich Sach- und Fachbücher benutzt. Religions-, Kirchen-, altägyptische Geschichte, seriöse Werke über die Templer. In meinen Regalen stehen rund zweihundert solcher Werke. Die religiösen Bezüge bilden darüberhinaus auch nur einen Aspekt der Geschichte, einen wichtigen, aber nicht den wichtigsten. Sollten Leser - ob gläubige oder nicht - sich von dem Stoff verletzt fühlen, verweise ich auf die historisch gesicherten Tatsachen. Tatsächlich geht es in diesem Roman um Menschen in außergewöhnlichen Umständen, die sich außergewöhnlichen Ereignissen zu erwehren haben. Es geht um Polizisten, um deren privates und dienstliches Umfeld, um Verführte, um Verführer, um Opfer und Täter, um all das, was Leben im Bereich des Verbrechens ausmacht. Nicht nur nach meiner Beurteilung handelt es sich bei der „Pforte des Todes“ um ein Stück realistisch erzählter Spannungsliteratur. In welches Subgenre er letztlich eingeordnet wird, liegt nicht nur nicht in meinem Ermessen, es ist mir piepegal.
Frage: Sind Sie religiös?
Voss: Solche Fragen beantworte ich nicht.
Frage: Ihren ersten Krimi haben Sie innerhalb von vier Tagen geschrieben, wie lange benötigten Sie für die „Pforte des Todes?“
Voss: Gedanklich rumorte der Stoff seit meiner Kindheit in mir herum, ernsthafte Gedanken über den Plot machte ich mir seit 1979, zum Schreiben inklusive der Recherche und der unzähligen Neufassungen und Überarbeitungen benötigte ich gute zwölf Jahre.
Frage: Sie haben Ihre Geschichte rund um das „nationale Heiligtum“, das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica angesiedelt. Ist die Wahl dem Erfolg der sogenannten „Regiokrimis“ geschuldet?
Voss: Ich kann mit dem Begriff nichts anfangen. Er impliziert, dass jeder Roman ein Regiokrimi ist, gleichgültig, ob er in Bokel oder in Boston spielt. Mag ja sein, dass Autoren und Verleger auf Leser setzen, die sich freuen, wenn ihr Kiosk an der Ecke in der Geschichte vorkommt, in der Regel wird es aber so sein, dass der Autor über das schreibt, was er kennt. Und das ist nun mal der Kiosk an der Ecke. Dass Verleger aus Marketinggründen Geschichten aus ihrer Region veröffentlichen, hat meines Erachtens ausschließlich mit der Kassenlage zu tun.
Frage: Das deutsche Feuilleton unterscheidet immer noch zwischen U und E, also unterhaltenden und ernsthaften Autoren ...
Voss: Bedeutungsschwangerschaft gebiert ja auch keine Kinder, sondern Schubladen ...
Frage: Wo sehen Sie sich insoweit?
Voss: Wenn schon in einer Schublade, dann in der mit den Autoren, die sich ernsthaft bemühen, gute Geschichten zu verfassen. Meine Schreibe habe ich immer als ein aus Neigung und Drang gefüttertes Handwerk betrachtet. Mein Ziel ist der Leser, der ein Recht auf glaubwürdige und vor allem spannende Geschichten hat. Möglichst kunstvoll arrangiert, aber nicht in der Absicht geschrieben, jene Kunst zu schaffen, die dieses spezielle Feuilleton liebt. (Lacht) Die wahre Kunst besteht ja offensichtlich darin, die Geschichten zu verkaufen und zu vermarkten. Sagt der Zyniker, den man in der Branche als Ratgeber ganz gut gebrauchen kann, sollte man sich im Laufe seiner Karriere nicht selbst zu einem entwickelt haben.

28.07.2009

MORD WESTFALEN II erschienen!



Krimi-Anthologie, Originalausgabe
GÜNTER BUTKUS (Hg.)
Pendragon
Mord-Westfalen II
393 Seiten, Paperback
[978-3-86532-139-8] 12.90 EURO




Der Nachfolger der erfolgreichen Anthologie von Mord Westfalen, Mord Westfalen II, ist in den Buchhandlungen! Auch ich bin wieder vertreten, und zwar mit "Satchmos Trompete". Eine Premiere insoweit, weil es die erste Kurzgeschichte mit dem Protagonisten meiner bei Ullstein erschienenen Fleestedt-Romane ist. Viel Spaß beim Lesen!

"Der Westfale gilt als stur und maulfaul. Da stille Wasser bekanntlich tief sind, mag es auf den zweiten Blick nicht verwundern, dass aus Westfalen soviel geballte kriminelle Energie kommt. Viele spannende Storys aus den dunkels­ten Ecken der Provinz bis in den tiefsten Ruhrpott mit lie­benswert skurrilen Gestalten, überraschenden Wendun­gen und einer gehörigen Portion Lokalkolorit. Bei den kriminellen Geschichten aus Westfalen ist Gänsehaut garantiert!

Diese großartige Krimi-Anthologie mit Schauplätzen in Ostwestfalen-Lippe und Westfalen hat sie alle: Krimi-Preisträger und Krimi-Legenden, einen aktiven Polizisten und einen ehemaligen Pressesprecher der Polizei, einen Top-Kabarettisten und einen Klassiker der deutschsprachigen Kriminalgeschichte."

Mit Stories von Mechtild Borrmann, Dietmar Bittrich, Horst Bosetzky alias -ky, Volker W. Degener, Erwin Grosche, Max von der Grün, Frank Göhre, Michael Koglin, Sandra Lüpkes, Eva Maaser, Gesa Pauly, Heinrich Peuckmann, Renée Pleyter, J.Reitermeier/W. Tewes, Stefanie Viereck, Willi Voss, Klaus-Peter Wolf u.v.a.

Tatorte sind, neben vielen anderen, Bielefeld, Bünde, Bellersen, Schloß Brakel, Detmold, Dortmund, Gütersloh, Gelsenkirchen, Herne, Schloß Holte-Stukenbrock, Karmen, Mönchengladbach, Münster, Oerlinghausen, Paderborn, Tatenhausen, Versmold und die Externsteine.

20.07.2009

Diebstahl?












TA NOC TA ŚMIERĆ. Willi VOSS
1992r,Stan 8/10,Przekład Tadeusz OSTOJSKI,Wydawnictwo EF.TE.ER.,Olsztyn,stron 190,okładka miękka,

Schön ist es nicht gerade, das polnische Cover meines Fleestedt-Thrillers "Die Nacht, der Tod". Gesehen habe ich ihn heute zum ersten Mal, obwohl er, wie sich mühsam aus dem Begleittext entziffern ließ, bereits seit 1992 in der polnischen Übersetzung vorliegt. Ob legal, entschließt sich nicht. Nur soviel steht fest: Honorar hat es nie gegeben. Einen Vertrag habe ich auch nicht unterschrieben. Der Ullstein Verlag, der den Roman seinerzeit im Programm hatte, hat mich auch nie über einen Lizenverkauf nach Polen informiert. Zu unterstellen, die Lizenabteilung hätte das vergessen, wäre unfair. Die damals dort Beschäftigten arbeiteten korrekt. Bleibt also die Frage, wie das Buch nach Polen und dort in den Verkauf gelangte?
Wer kennt sich mit der polnischen Verlagswelt aus? Wer kann am Cover erkennen, in welchem Verlag das gute Stück veröffentlicht worden ist?
Für Hinweise wäre ich sehr dankbar.

19.07.2009

guidobillstein Kommentar

Lieber Guido Billstein,
freut mich, auf einen Leser aus der "alten Zeit" zu treffen.Ich hoffe (und bin recht sicher), dass Sie sich auch mit meinen neunen Geschichten anfreunden können.
Danke jedenfalls!

Bilder der "Auszeit"

































































Walking on the wild side: Das Buch zur "Flucht", eine Spielerei, die eigentlich ein Versuch der Rückkehr ins "normale" Schreiben war.


















Warten auf den nächsten Stint. 24-Stunden Rennen auf dem Nürburgring.

10.07.2009

Kurzinterview zu zwei langen Geschichten













Frage: Anfang der neunziger Jahre des vorigen Jahrhundert waren Sie auf dem Höhepunkt Ihrer schrifstellerischen Karriere. Regelmäßig erschienen Krimis, Thriller und von Ihnen geschriebene Fernsehfilme. Zusammen mit einem befreundeten Regisseur bereiteten Sie die Produktion eines Kinofilms über das Sektenunwesen vor. Doch plötzlich, sozusagen über Nacht, sind Sie verstummt. Selbst für Freunde waren Sie nur schwer oder gar nicht zu erreichen. Jetzt, nach sechzehn Jahren der „Abstinenz“, wie Sie es ausdrückten, versuchen Sie mit einem umfangreichen Thriller Ihr Comeback. Darf ich fragen, was zu Ihrem Verstummen geführt hat?
Voss: Eine Art Erwachen in einer Nebenwelt, in der zielgerichtetes Schreiben unmöglich ist.
Frage: Nebenwelt klingt nebulös, um es vorsichtig auszudrücken.
Voss: Ist aber konkret. Du wachst eines Morgens auf, trinkst deinen Kaffee, rauchst dein Kraut und setzt dich an den Rechner, um wie gewohnt deine Geschichte fortzuführen. Der Rechner funktioniert, die Bilder, die du in Text umsetzen willst, stehen klar vor dir – was nicht geht, ist, sie auf den Bildschirm zu transportieren.
Frage: Sie hatten also eine Schreibblockade?
Voss: Nein. Ich schrieb ja. Sogar recht viel. Zwang mich dazu, in der Hoffnung, diesen unseligen, selbstverletzenden Zustand durch Routine überwinden zu können. Aber was ich auch schrieb, es genügte mir nicht, war in meinen Augen unbrauchbar. Letztlich waren meine Zweifel stärker als der Wunsch, den Text zu erhalten. Trotz der mir im Nacken sitzenden Ablieferungstermine.
Frage: Sind Sie nie auf die Idee gekommen, das Geschriebene von einer anderen, einer neutralen Person z. B. Ihrem Lektor beurteilen zu lassen, um so Sicherheit zu gewinnen?
Voss: Vielleicht habe ich daran gedacht, ja, ganz sicher sogar, aber.... ich war nicht in der Verfassung, mein Problem in die Welt zu tragen. Möglicherweise hat es damit zu tun, dass mir von Kindesbeinen eingebläut wurde, nur Versager suchen Hilfe. Anders ausgedrückt: Man hat mit seinen Problemen selbst fertig zu werden. Ich habe das Phänomen ja auch nicht als grundsätzliches gesehen, sondern als vorübergehendes Symptom überkritischer Betrachtung, verursacht durch Überarbeitung und einer gewissen Erfolgsverwöhntheit. Sozusagen als eine Unpässlichkeit, die sich nach einigen Tagen Entspannung verflüchtigen würde.
Frage: Sind Ihnen die Stoffe ausgegangen?
Voss: Im Gegenteil, ich produzierte unzählige. Leider nur in Form von Exposees. Fatal war, das ich ausgerechnet während dieser Zeit eine ganze Reihe von lukrativen Angeboten erhielt. Hauptsächlich Drehbücher, aber auch Kooperationsangebote, die ich allesamt entweder ignorierte oder unter Vorwänden ablehnte. Macht natürlich keine Freunde. Da ist sehr viel bachabwärts gegangen. Im Dschungel hast du nur eine Chance, wenn du mit den Schnellen mitrennen kannst. Ich war nicht nur nicht schnell, ich war der Kerl mit der Krücke und den sehr, sehr kurzen Schritten. Panik im Kopf, Maske auf der Nase. Nur nicht zugeben, dass sie das blanke Elend verbirgt. Das Elend eines Legionärs, der sicher ist, noch genügend Munition im Tornister zu haben, aber sein Pulver bereits verschossen hat.
Frage: Heißt das, Sie waren sich über Ihren Zustand gar nicht im klaren?
Voss: Was heißt denn Zustand?
Frage: Dass Mediziner bei Ihnen sicherlich ein Burnout-Syndrom diagnostiziert hätten.
Voss: Und einige schlimme Sachen mehr.
Frage: Haben Sie Ärzte zu Rate gezogen?
Voss: Irgendwann, als es unerträglich wurde. Einen Neurologen. Er fragte meinen Lebenslauf ab, legte einen Haufen Termine fest und verschrieb mir Chemiekügelchen. Die verhalfen mir zwar nicht wieder zum Schreiben, sorgten aber dafür, dass ich über mir schwebte und mir mein Problem und die Folgen scheißegal waren. Glücklicherweise blieb ein Teil meiner grauen Kontrollmasse unbeeinflußt. Ich hatte einen lichten Augenblick und warf das Zeug in den Müll. Als ich wieder auf der Erde war, wusste ich, dass nur ich selbst mich aus dem Sumpf ziehen konnte. Das ist mir schließlich auch gelungen.
Frage: Wie?
Voss: Ich habe mich in Aktivitäten aller Art gestürzt, wurde Lokalpolitiker, Parteirebell, Aktivist einer Bürgerinitiative, Zeitschriftenverleger, Druckereinhaber, Mitbesitzer eines Rennstalls, dann auch Rennfahrer, operierte erfolgreich als Undercoveragent in einer ziemlich üblen Sekte, verlor gegen den Alkoholismus einer mir nahestehenden Person, versuchte meinem Sohn gerecht zu werden und fand im Süden Deutschland ein neues, befreiendes Umfeld. Im Übrigen führte ich weiter Krieg mit den Geistern, die mich hinderten, brauchbare Romane zu schreiben. Erfolgreich, wie sich nun zeigt.
Frage: Es handelt sich um einen voluminösen Thriller, der das Okkulte thematisiert.
Voss: Das Okkulte? Die Macht des Glaubens, würde ich sagen. Wie sie den Menschen beherrschen, deformieren und zum tödlichen Werkzeug machen kann.
Frage: Wie kamen Sie ausgerechnet zu diesem Thema?
Voss: Über eine Industriellenfamilie, die – wie mehrere andere - in die Fänge einer Sekte geraten ist. Dem Unternehmen drohte der Kollaps durch massiven Geldabfluss. Die Familie – Anhänger und Gegner der Sekte – bekämpften sich bis aufs Blut. Es ging hin bis zu Mordversuchen. Es gab Mitglieder, die moralisch und materiell derart unter Druck gesetzt wurden, dass sie den Freitod als einzigen Ausweg wählten. Ich wurde, offenbar, weil ich damals ein Magazin herausgeben habe, über einen Freund von einem Angehörigen der Familie kontaktiert und gebeten, über die Machenschaften zu berichten. Daraus entwickelte sich die Idee, die Sekte mit dem Ziel zu infiltrieren, Beweismaterial zu recherchieren. Was ich innerhalb der Sekte an Glaubens- und Machtmissbrauch, an Manipulationstechniken, Ausbeutung und Ängsten erfuhr, brachte mich schließlich auf die Idee, diesen Roman zu schreiben. Allerdings bilde ich nicht eins zu eins ab, sondern spiele auch mit dem Mythos des allen Religionen innewohnenden und von Sekten zum Herrschaftsinstrument missbrauchten Jenseitsversprechens, mit altägyptischen und christlichen Legenden und einer Schauergeschichte, die meine Mutter mir vor gut fünfzig Jahren erzählt hat.

wird fortgesetzt

09.07.2009

krimikulturarchiv - made for krimifans
















Im Krimikultur-Archiv
finden Sie Aufsätze, Diskussionen, Gespräche und andere Arbeiten zum Thema "Krimikultur". Was das ist? Was das werden könnte? Darüber redet die Interessengemeinschaft Krimikultur, der man zwanglos beitreten kann. Weitere Informationen zur IG Krimikultur und die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme finden Sie unter krimikulturarchiv.wordpress.com. Link auf der rechten Seite.

02.07.2009

Das Ende der "Fahne"















Amen, der letzte Kraftakt liegt hinter mir: Die Druckfahne meines Romans "Pforte des Todes" ist bearbeitet. Das Buch kann nun in die Bearbeitung und Produktion gehen. Wie bereits angekündigt, wird der Thriller am 22. Juli 2009 ausgeliefert und zu erwerben sein. Vorbestellungen beim Pendragon Verlag (Pendragon.de), beim Buchhandel oder auf mmeiner Website (willivoss.de), von der es allerdings auch direkt zum Shop des Verlages geht.
Da der Kopf jetzt frei ist, werde ich an den "Neuen" gehen. Es wird ein "Fleestedt" werden. (Die mich noch aus alter Zeit kennen, werden sich an die preisgekrönte Kriminalromanreihe im Ullstein Verlag erinnern.) Ich setze die Serie mit einer ganz besonderen Idee fort. Mit-Protagonist wird der Held meines letzten im Diepholzer Raum angesiedelten Romans sein, der voraussichtlich nächstes Jahr veröffentlicht wird. Eine Crossover-Story, wenn man so will.
Wie es aussieht, werde ich demnächst auch wieder für das Fernsehen tätig sein. Erste Gespräche sind geführt, Ideen werden entwickelt. Dabei fällt mir ein, dass am 8. 7. 2009 um 21.45 Uhr im NDR die von mir geschriebene Großstadtrevierfolge "Auf Gift gebaut" wiederholt wird.
Das soll es für heute sein. Bis bald.