Drei Groschen Poesie
Literaturblog der 10.000
http://dreigroschenpoesie.wordpress.com/Inhalt:
Kriminalobermeister Lorinser wird zu einem vermeintlichen
Tatort gerufen. Der junge und wenig beliebte Thorsten Böse soll sich an einer
Stele aufgehängt haben. Als die Polizeibeamten, zusammen mit dem Zeugen Bauer
Hollenberg, am Denkmal eintreffen, ist die Leiche verschwunden. Dem Hohn und
Spott seiner Kollegen zum Trotz entschließt sich Lorinser zu ermitteln, obwohl
es dafür – zumindest in den Augen seiner Vorgesetzten – keine Veranlassung
gibt. Irgendetwas ist faul in der ländlichen Idylle am Dümmer See….
Kritik
Bei diesem Roman war ich zeitweise sehr zwiegespalten. Zum
einen der Schreibstil des Autors. Es war zum Teil sehr anstrengend dem
Geschehen zu folgen, da die viele Schachtelsätze den Lesefluss des öfteren
störten. Die weit schweifenden Beschreibungen der Personen und Orte waren nicht
immer förderlich für den Spannungserhalt. Auch in die, wahrscheinlich
norddeutsch geprägte, Sprache musste ich mich als Münchner Kindl erst einmal
einlesen. Allerdings war diese Herausforderung interessant, man konnte dadurch
sehr leicht in die Geschichte eintauchen, es wirkte authentisch und an den
Handlungsort angepasst.
Zum Anderen der Protagonist Kriminalobermeister Kristian
Lorinser. Einerseits wirkt er intelligent, verständnisvoll und erschien dem
Leser als fähiger Ermittler. In manchen Situationen fühlte man sich aber
durchaus geneigt in das Buch hinein zu springen, ihn am Kragen zu packen und zu
schütteln, weil er sich völlig unsinnig benimmt. Diese Wechsel sind
verwirrend, lassen ihn aber auch
realistisch wirken, machen ihn sympathisch und menschlich.
Die Geschichte an sich ist interessant, wenngleich nicht mit
Action überladen oder extrem blutig. Polizeiliche Ermittlungsarbeit sowie das
Seelenleben der Ermittler, z.B des Kollegen Franz Steinbrecher und deren Umgang
mit den Erfahrungen des Polizeiberufes, stehen im Vordergrund. Ebenso
detailliert wie überzeugend wird die Dorfgemeinschaft am Dümmer geschildert –
von gegenseitigem Hass, Intrigen, bis hin zur Vetternwirtschaft ist alles
dabei.
Fazit:
Ein interessanter Plot, glaubwürdige Charaktere und spannende
Unterhaltung machen dieses Buch zu einem kurzweiligen Lesegenuss. Zwar sind die
vielen verschachtelten Sätze etwas störend und man braucht eine Weile um sich
an die sehr bildhafte Sprache zu gewöhnen, aber letzten Endes tut es der
Geschichte selbst keinen Abbruch. „Bitteres Blut“ ist ein solider
Kriminalroman, mit kleinen Schwächen, der einen, auch sprachlich, in den norden
Deutschlands entführt.
4/5 Sternen
Willi Voss – Bitteres Blut, erschienen, 2012 im Sutton Krimi
Verlag, 317 Seiten