25.12.2009

Ein kurzer Abschied von einem langen Jahr















Fast verweht - das Jahr. Nie langweilig, weil spannend. Wie, die allgegenwärtige Frage, wird es sein mit dem Comeback? Flop oder Top? Wie nehmen die Leser, wie die Kritik den gegen die Regeln geschriebenen Roman an? Daumen unten oder oben? Durchwachsen die Reaktion oder – wegen der dreimaligen Verzögerung – berechtigterweise verärgert?
Auf der Buchmesse in Frankfurt lief es hervorragend. Fast den gesamten Bestand signiert, Anforderungen von Buchclubs und TB-Verlagen bedient, gute Gespräche mit Kollegen und der kritisierenden Zunft. Schön, dass du wieder im Dorf bist. Dort ist jedoch ziemlicher Stress, weil es unterhalb der Logenplätze jede Menge Konkurrenz gibt. Macht aber beweglich, der Kampf auf den Rängen. Der Verkauf? Gut, gut. Wie gut, wird sich bei der ersten Abrechnung zeigen. Und die Kritik?
Sie urteilt ohne Ausnahme positiv bis begeistert oder, wie Jochen König von der KrimiCouch es formuliert: „Ein gelungenes Comeback!“

Alles in allem (für einen Wieder-Anfänger) ein gutes Jahr. Möge 2010 noch besser werden. In diesem Sinne ganz herzlichen Dank an alle, die mir wohlgesonnen waren und sind. (Die anderen mögen noch einmal in sich gehen) ... entonces hasta el aňo que viene, en el mismo sitio naturalmente, siempre Euer
Willi Voss
(der sich für einige Tage aus familiären Gründen abmeldet)

23.12.2009

hard boiled











Nichts für Zartbesaitete
Willi Voss schrieb einen neuen Thriller

Er schickte Manfred Krug und Charles Brauer auf Verbrecherjagd, ließ Jan Fedder als Dirk Matthies im Hamburger „Großstadtrevier“ ermitteln – jetzt hat sich Krimi-Autor Willi Voss mit einem Thriller zurückgemeldet.

Das Treffen mit dem Reporter hat Willi Voss so organisiert, wie sich sein Ermittler Ulli Reineking in „Pforte des Todes“ mit einem möglichen Informanten verabredet – Treffpunkt Café, Erkennungszeichen ein Nachrichtenmagazin. Willi Voss ist in der Krimiszene kein Unbekannter, die längst verstorbenen Berliner Krimi-Größen Ulf Miehe und Jörg Fauser waren gute Bekannte des gelernten Bibliothekars. Einst finanzierte Voss sein Leben in Spanien mit
Jerry-Cotton-Folgen, machte sich dann einen Namen als Drehbuchautor für „Tatort“ und „Großstadtrevier“. Dann verschlug es Willi Voss für längere Zeit ins Ausland. Der Kontakt zu einer Filmfirma brachte ihn zurück nach Berlin, und dort ins Märkisches Viertel, wo sein Bruder lebt. Und von hier aus startete er zu den Lesereisen für seinen neuen Roman „Pforte des Todes“, der in Westfalen spielt.
„Spökenkiekerei“ seiner Vorfahren und Erzählungen der Familie seiner Frau, die aus dem Münsterschen stammt,
waren Anregungen für einen Kriminalfall, der mit einem geheimnisvollen Vorfall am Kaiser-Wilhelm-Denkmal Porta
Westfalica seinen Ausgang nimmt.
Dort ist offenbar ein Mensch verbrannt, nur noch ein übrig gebliebenes Bein bleibt den Ermittlern als Chance zur Identifizierung des Toten. Die Kriminalisten geraten in die Auseinandersetzung zwischen einer sektenähnlichen Organisation, die offenbar über geheimes Wissen des Templerordens verfügt, und skrupellosen Agenten, die wohl für einen Geheimdienst des Vatikans arbeiten.
Spätestens hier fragt sich der Leser, ob Willi Voss ein deutscher Dan Brown werden will. Doch wo sich der amerikanische Bestsellerautor manchmal im Versuch verliert, Verschwörungstheorien mit seinem erfundenen Symbolik-Spezialisten Robert Langdon auf eine angeblich seriöse wissenschaftliche Grundlage zu stellen, liefert Willi Voss den „hardboiled“ Krimi: Ermittlungsarbeit, die von Kleinigkeit zu Kleinigkeit einer Wahrheit auf die Spur kommt, die nicht unbedingt beruhigend ist.
Das ist so spannend erzählt, dass der Leser nicht merkt, dass sich Voss für den Roman durch rund 350 Bände an archäologischer und historischer Fachliteratur gelesen hat. Übrigens: Trotz der sorgfältigen Verankerung in historischer Wissenschaft ist der Roman nichts für allzu zart besaitete Leser: Voss gelingt es, nicht nur das Bein vom Anfang so zu beschreiben, dass der Leser sehr genau das vor seinem geistigen Auge hat, was sich auch die Protagonisten zumuten müssen. Krimifreunde werden von der „Pforte des Todes“ jedenfalls begeistert sein.

Christian Schindler (Berliner Woche 2. 12. 2009)