31.10.2009

Lieber Leser ...












... du unbekanntes Wesen



Einige Leser, das ist belegt, hat mein neuer Thriller „Pforte des Todes“ bereits gefunden. Es gab zwei Mails, einen Anruf und einen nach Veilchen duftenden Brief. Sie alle äußerst positiv, aber leider lediglich in der Beurteilung: Toller Roman, Gratulation und - Ende. Frustrierend, weil das bibbernde Herz des sich dem Gericht Stellenden nach BEGRÜNDUNGEN der Urteile schreit. Warum, zum Teufel, sagt ihr, es sei toll, wenn ihr nicht sagen wollt warum?

Nach all den Jahren ohne Streicheleinheiten lechze ich nach Zertifizierung: Wie ist der Stil, (habe ich überhaupt einen?), wie der Aufbau der Handlung, wie die Zeichnung der Handelnden, wie Nerven strapazierend die Spannung?

Was gibt es sonst, dass diesen Roman so aufregend macht? Ist er das? Und wenn, warum? Wegen des bescheidenen Verkaufspreises, der Aufmachung, der langen Wartezeit bis zum endlichen Erscheinen, den vielen Ankündigungen, die dann doch nicht gehalten wurden? Weil er zu suchen und nicht als gigantische Pyramide am Eingang der Buchhandlungen zu finden ist? Weil er noch nicht auf der Spiegel-Bestsellerliste und dort seit drei Jahren auf Platz eins steht? Die Talkshows sich nicht mit dem Angebot dicker Honorare um den Autoren reißen und der Verlag noch nicht wegen platzender Geldschränke Bertelsmann und die sonstigen vier Buchgiganten übernommen hat, der Verleger nur im Morgengrauen am Spieltisch in Las Vegas zu erreichen ist? Oder – der Schlag möge den Abweichler treffen! - weil sich, wenn er geschreddert wird, daraus hochwirksame nach Buchbinderleim schmeckende Schlaftabletten drehen ließen?

Ich bin im Stress, ich bin krank, dem Wahnsinn nahe! Auch wenn es für mich schrecklich, ja, das Ende am Plastikstrick sein wird: Lieber Leser, du unbekanntes Wesen, erbarme dich! Von mir aus auch anonym.

P. S.
Auch Proteste von Kirchenvertretern, die sich auf den Schlips getreten fühlen, werden akzeptiert. Aber nur, wenn sie das Buch ordnungsgemäß gekauft und nicht ausgeliehen haben.