23.10.2009

"Satchmos" Trompete

Sehr nett, was das Westfalenblatt über meine Geschichte in der Anthologie "MORDWESTFALEN 2" (Pendragon Verlag, Bielefeld) gebracht hat:






Der Hermann reckt sein Schwert gen Himmel. Doch »Mord-Westfalen II«, hier ins Bild gehalten von WB-Mitarbeiterin Vera Henrichsmeyer, hat noch andere kriminelle Schauplätze zu bieten als Detmold. Eine der Geschichten spielt in Tatenhausen. Foto: Klaudia Genuit-Thiessen



TATENHAUSEN IST TATORT

Halle (kg). Was die Trompete von Jazz-Legende Louis Armstrong, genannt Satchmo, mit dem Haller Wasserschloss Tatenhausen zu tun hat, muss der Leser selbst ermitteln.

»Satchmos Trompete« lautet jedenfalls der Titel einer der kriminellen Geschichten aus Westfalen im neuen Buch »Mord-Westfalen II«.

Der renommierte Krimiautor Willi Voss, der auch schon für Fernseh-Krimis wie »Die Zwei«, »Der Fahnder« und »Großstadtrevier« geschrieben hat, schickt seinen Hauptkommissar auf Spurensuche zum Schloss an der Versmolder Straße und in ein Haller Café mit dem Namen »Willem«. Auch in dieser Geschichte lässt Willi Voss eine gebrochene Figur mitspielen, die er immer wieder in seinen Krimis aufgreift, den Hamburger Kriminalobermeister Holger Fleestedt.

»Mord-Westfalen II« ist im Pendragon-Verlag als Taschenbuch erschienen. Weitere spannende Geschichten aus dem Sammelband spielen in Jöllenbeck und Bielefeld, Bad Salzuflen und Brackwede. Genug kriminelle Energie ist an diesen Tatorten bestimmt vorhanden.

Kalender 16.10.2009
(c) Westfalenblatt

20.10.2009

Landung auf dem okkulten Mond - Messe II









HinterMars-Amazone



Nun, auch der Besuch in Frankfurt war eine Art Comeback: Überwältigung angesichts der schieren Masse an Beton und Inhalt, der Menschen und besonders der Verkürzung bei der Verlagswerbung: Brown und Schätzing, am Rande die Sekundär-Bestseller. Die kleinen Verlage geradezu rührend in ihrem gediegenen Bemühen, auch ein bisschen Aufmerksamkeit zu erzeugen. Wie immer, empfand ich das Ganze als Schaulauf der Eitelkeiten. Wichtig, wichtig, die Leut, die da vermeinen, Kultur zu präsentierten. Teils hochnäsig, teils routiniert. Die Stände der Großen wahre Tempel der Bedeutung. Das Buch ist denen wirklich nur noch Ware, mithin ist man als Autor gezwungen umzudenken und gehalten, eben diese Ware zu produzieren. (Oder?)

Konsequenz der Erkenntnis: Mein nächster Thriller spielt auf dem hinter Weltraumstaub versteckten Mond hinterm Mars, handelt von nach dorthin im 15. Jahrhundert ausgewiesenen Amazonen, inzwischen jedoch mit Vorderladern ausgerüstet, weil auch bei denen der Fortschritt nicht aufzuhalten war. Fortpflanzen tun die sich per Samenbeutel unter der linken Achsel. Die Krieger (Kastraten mit unerklärlich bassiger Stimme) tragen dort Blei, Ladestock und Pulverfläschchen. Kämpfen tun sie mangels Feinden gegen sich selbst. Ja, und dann trudelt ein schiffbrüchiger Astronaut ein, der das Gefühlsleben so mancher Samenbeutelträgerin erschüttert, weil sich was zwischen ihren Schenkeln tut. Klar, dass wegen solchermaßen Rebellion das Establishment um die Macht fürchtet. Sie mobilisieren ihre MSIG (Mars Sattelite Intervention Group) mit dem Ziel, Eindringling und mithin Aufbegehren zu eliminieren.
Mutige Amazonen der erschütterten und inzwischen in alter, irdischer Weise in himmlische Höhen gevögelten Art rebellieren nicht nur, nein, sie verstecken ihren Beglücker und nehmen, nachdem sie erkannt haben, wie sehr sie bislang unterdrückt waren, die Herausforderung an. Der Freiheitskampf beginnt ...

Und am Ende - etwa auf Seiten 1329 - ziehen sie siegreich in den Palast ein, nicht, ohne unseren erschöpften Schiffbrüchigen zu verpflichten, seine in Dallas, Oschersleben und Soweto lebenden sieben Brüder schleunigst zur Auffrischung der Bevölkerung einzufliegen. Clandestin selbstverständlich, denn ... das Geheimis der Amazonenwelt muss um jeden Preis gehütet werden. Für den nächsten Roman, der - ich sag´s schon jetzt - nicht nur noch spannender wird, sondern mit weiteren unglaubliche Neuigkeiten und Entwicklungen jenseits des Weltraumstaubvorhangs aufwarten wird.

Bleibt noch zu berichten, dass der Kaffee sündhaft teuer war und die Raucher sich verschämt vor den Ausgängen herumdrückten.

19.10.2009

Besuch auf dem Stern - Buchmesse
















Beeeindruckend, wie man geradezu zwangsläufig in die Fänge des Messeparkhauses gerät und dort, gleichgültig, wieviele Stunden man es nutzt, mit 9 Euro zur Kasse gebeten wird. Aber der Busservice war geradezu perfekt. Die Polizeipräsenz auch. Da ich keine Tasche mit mir herum schleppte, guckte auch niemand hinein. Auch in den Hallen viel Polizei. Einige entdeckte man an den Ständen und in Büchern versunken. Kein unschönes Bild, wenn auch staunenswert, weil ich mich sogleich fragte, ob die Dienstherren das mit dem Dienst für vereinbar halten. Ja, hoffte und hoffe ich.
Wanderung durch die Hallen. Überraschend viele Stiefel an Damenbeinen. Das eine oder andere bekannte Gesicht, in einigen fragende Blicke, ein Wiedererkennen. Wie es denn so geht? Ja, man habe gehört. Vom Comeback. Schön, dass du auch wieder da bist. Viel Erfolg. Wir sehen uns. An den Ständen der „alten Verlage“ kein Wiedererkennen. Neues, sehr junges Personal, eine andere Generation, Businessseminar-Atmosphäre. Ich fühle mich am Rande der realen Welt. Ganz anders am Conte-Stand. Kurzes, nettes Gespräch mit dpr. Am Stand des Pendragon Verlags herzliche Begrüßung. Mein Buch ist mittig positioniert, Plakate erzwingen Aufmerksamkeit. Wie es wohl werden wird?
Mehr als gut. Der Büchervorrat schrumpft, weil „Pforte des Todes“ in überraschend hoher Zahl verlangt und signiert werden muss. Auch für Vertreter von Buchgemeinschaften, Taschenbuchverlagen und Journalisten. Nicht nur die Gemeinde staunt ob der regen Nachfrage. Icke freue mir natürlich. Auch über die Gelegenheit, mit Frank Göhre, Nordert Horst und Klaus Peter Wolf zu plauschen. (Und mit den vielen anderen, die mir zeigten, dass sich soviel seit „damals“ gar nicht geändert hat.) Ich bin wieder im Dorf. Und das ist gut so.

10.10.2009

Materialisiert: "Pforte des Todes"

















So, kein Zweifel mehr: "Pforte des Todes" hat die Druckerei verlassen und ist entweder schon in den Buchhandlungen (und bei den Kritikern) oder wird ausgeliefert. Fühlt sich sich jedenfalls gut an, der kleine Ziegelstein. Gespannt bin ich auf die Reaktion der geschätzten Leserschaft. Hasta luego und - die Buchhandlungen sind für den Sturm gerüstet!
Mehr Informationen auf meiner Website: www.willivoss.de
Am Freitag, den 16.10.2009 stelle ich den Thriller auf der Frankfurter Buchmesse vor.
Halle 4.1 F 149. Besuchen Sie mich!

07.10.2009

In memoriam Ullrich Reineking






























Uli Reineking und der Autor in Rinteln


Es war der 2002. Die zweite oder dritte Fassung der "Pforte des Todes" war bereits abgespeichert, aber mit dem Text war ich unzufrieden. Und nicht nur mit dem Text. Selbst der Name des Helden gefiel mir nicht. Einfallen wollte mir auch keiner, bis - ja, bis Ullrich Reineking, Kulturredakteur der Schaumburger Zeitung, mir vorschlug, doch einfach im Telefonbuch nachzusehen. Machte ich natürlich nicht, aber ich drohte ihm an, seinen Namen zu verwenden. Und genau das geschah. Selbstverständlich mit seinem Einverständnis.
Ihm sollte das erste mir zur Verfügung stehende Exemplar gewidmet werden. Leider ist das nicht mehr möglich. Ullrich Reineking, der sympathische, lebensfrohe, witzige und menschenliebende Journalist aus Rinteln ist am Sonntag gestorben. Ich trauere um ihn. Möge sein Name und sein Wirken nicht nur in meinem Roman in Erinnerung der vielen Menschen bleiben, die er mit seinen außergewöhnlichen Texten bereichert hat.


Aus der Schaumburger Zeitung:











Ulrich Reineking †



"Rinteln

Er war ein liebenswerter Kollege und bei den Lesern eine Institution

Ulrich Reineking ist tot. Die Nachricht traf am Sonntagmorgen seine Familie, seine Freunde und die Redaktion völlig überraschend. Am Montag vergangener Woche hat er noch mit gewohnt überschäumendem Temperament auf dem „Blauen Sofa“ in der Volkshochschule gemeinsam mit seinem Gitarristen und Freund Volker Buck die Kabarettsaison eröffnet.

Am Sonntag wollte er wie gewohnt, kurz vor Mittag in die Redaktion, nach dem Gottesdienst in der Jakobikirche, sein „Frühstücksei“ schreiben, was er nicht einmal versäumt hat, wenn er eigentlich wegen Grippe das Bett hätte hüten müssen. Dann noch den „Blauen Montag“ – beides humorvoll lebendige, feuilletonistische Betrachtungen, die die Leser mit seinem Namen verbinden.

Jetzt ist sein Stuhl vor dem Computer leer und auch wir, die Arbeitskollegen, sind fassungslos. Ulrich Reineking ist 60 Jahre alt geworden.

Reineking war Journalist und Kabarettist mit Leib und Seele. Er hat beide Berufe nicht einfach nur ausgeübt, sondern gelebt – was einen gewaltigen Unterschied macht.

Reineking fand sich mühelos in den verrücktesten Situationen zurecht, die dieser Beruf zu bieten hat, und konnte mit Menschen reden wie kein zweiter. Die haben ihm ihre Sorgen und Nöte offenbart – weit über das Maß hinaus, das ein Journalist erwarten würde. Dazu schwang, egal über welches Thema er redete und schrieb, ein Erfahrungs- und Wissensschatz mit, der oft staunend machte.

So verschlungen sein beruflicher Werdegang war – geboren in Möllenbeck, Abitur in Rinteln, Studium der Theologie, Psychologie und Philosophie in Braunschweig und Berlin, dann freier Journalist, Werbetexter und Autor, bis er in Bremen für Radio Bremen und die Tageszeitung taz arbeitete – eine Linie hat Reineking nie verlassen: die des kritischen wie mitfühlenden Beobachters des manchmal absurden Lebens und Treibens auf dieser Welt. Reineking heiratete, und bald kam seine erste Tochter Ulrike zur Welt. Am 1. März 1995 holte ihn sein Bruder dann zur Schaumburger Zeitung, und Ulrich Reineking hat von der ersten Stunde an mit seiner besonderen Schreibe, seinem unverwechselbaren Stil die Sympathien von Lesern wie Kollegen erobert. In seinen besten Texten konnte ihm niemand in der Redaktion das Wasser reichen. Und wie kein anderer schaute er dem Volk aufs Maul. Das „Lesertelefon“ – das war Ulrich Reineking. Das erlebten Kollegen, wenn Reineking in Urlaub war und enttäuschte Menschen am Telefon hartnäckig darauf bestanden, Reineking sprechen zu wollen und bitte sonst niemand anders.

Bremen, der Stadt, in der seine zweite Tochter Lotta und sein Sohn Linus geboren worden sind, ist er treu geblieben: Als Querdenker „urdrü“ sorgte er jedes Wochenende mit seiner taz-Kolumne für Heiterkeit und oft genug für flammende Proteste von lokalen Politikern, die sich auf den Arm genommen fühlten.

Hier hat er das Kabarett „Galerie des Westens“ aufgebaut, hier hatte er prominente Freunde aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten – typisch für Reineking – Theaterregisseure, Opernsänger, Politiker, Catcher, Journalisten, Schriftsteller, Musiker. Wen Ulrich in sein Herz geschlossen hatte, konnte sich auf ihn hundertprozentig verlassen. Auch in Rinteln ist Ulrich Reineking zu einer Institution im öffentlichen Leben geworden – begehrt als Redner an festlichen Abenden, als Entertainer bei Veranstaltungen, wobei er manchmal Mühe hatte, sich der vielen Angebote zu erwehren – hatte er „nebenbei“ doch noch den Fulltime-Job eines Redakteurs.

Ulrich Reineking hat ein pralles Leben gelebt mit allen Höhen und Tiefen, ein Leben, das Stoff für einen spannenden Roman bieten würde. Und wenn es den Himmel gibt, an den er fest geglaubt hat – im Gegensatz zu dem Atheisten ihm am Schreibtisch gegenüber – dann wird ihm da oben der Stoff für Geschichten nicht ausgehen."

Wir trauern um einen liebenswerten Kollegen. wm
Artikel vom 04.10.2009 - 12.26 Uhr
(c)Schaumburger Zeitung

04.10.2009

Buchmesse Frankfurt





Am Freitag, den 15. Oktober 2009, stelle ich den Thriller "Pforte des Todes" auf dem Stand des Pendragon Verlags (Halle 4.1 F 149) vor. Terminewünsche bitte per Mail an willi.voss1@freenet.de.

25.09.2009

Sorry - Terminänderung






























Leider sind technische Probleme aufgetreten. Mein Thriller "Pforte des Todes" erscheint erst am 14. Oktober zur Buchmesse. Ich werde das Buch selbst präsentieren. (Den genauen Termin gebe ich noch bekannt.)
Ich bitte ganz besonders die Leser, die den Roman vorbestellt haben, die Verzögerung großmütig zu entschuldigen. Also noch ein bisschen Geduld, Ihr

Willi Voss

22.09.2009

Morgen ist es so weit!







PFORTE DES TODES IM HANDEL

Er wird kommen, hieß es bisher. Jetzt ist er da. Na ja, fast, muss ich wohl sagen. Noch einige Stunden und der nach einem guten Jahrzehnt harter Arbeit ( waren es nicht Qualen?) fertiggestellte Thriller liegt endlich in den den Buchhandlungen oder kann dort immerhin bestellt werden. Ist wie früher, ist wie Weihnachten. Warten. Warten auf diesen Moment, wenn nach langer Anspannung endlich die Überraschungen unter dem Baum zu sehen sind, im Hinterkopf die spannende Frage, ob
das Comeback gelingen wird ...
Der alte Hase, der solche Momente dutzendfach erlebt hat, gibt zu, nicht frei von Premierenfieber zu sein. Keine schwitzenden Hände, aber ein bisschen Mathematik: Wieviele der Leser, die vor der Auszeit für nennenswerte Auflagen sorgten, gibt es noch? Wieviele wissen von dem Comeback? Wieviele erinnern sich und sind bereit, sich erneut auf ein Leseabenteuer mit mir einzulassen? Und was ist mit denjenigen, die noch nie etwas von mir gehört und gelesen haben? Werden Sie , wenn Sie das Buch sehen, zugreifen? Und wenn, wie werden sie das gute Stück aufnehmen?

Die Anfragen und Vorbestellungen als Omen wertend, könnte es ganz gut werden. Da gibt es Buchhandlungen, die gleich zwanzig Exemplare bestellt haben. Bei Amazon stieg der Verkaufsrang von Rang 640 000 auf 49 000, hat sich inzwischen jedoch wieder nach unten begeben. Eine erfreulich hohe Anzahl an Besprechungsexemplaren wurde bestellt. Eine Handvoll Filmproduktionen zeigen ihr Interesse … Gute Zeichen?
Ich weiß es nicht. Ich mache das, was ich bisher gemacht habe: Über mich in Geduld und warte. Hoffend, das Ihr genau das nicht macht: Stürmt den Buchhandel! Ich glaube, es lohnt sich.

19.08.2009

Erscheinungstermin











Zwei Cover, drei Erscheinungstermine - aber jetzt steht es fest: "Pforte des Todes" ist im Satz, geht in den nächsten Tagen in den Druck und wird Ende September in den Buchhandlungen sein.
Zu vermelden sind rege Anfragen für Besprechungsexemplare und das Interesse gleich mehrerer Filmproduktionen an dem Stoff. Ob daraus was wird? Wir werden sehen.

17.08.2009

Gemordet wird im fernen Amerika











Schon erstaunlich, was man in abgestellten und plötzlich wieder auftauchenden Kisten findet. Der Beitrag über den spanischen Kriminalroman erschien wohl 1988:



Gemordet wird im fernen Amerika

Notizen zur spanischen Kriminalliteratur von gestern und heute

Kriminalliteratur kann als ein Genre beschrieben werden, dass sich aktuell mit den Verbrechen in und an der Gesellschaft auseinandersetzt. Gedeihen kann sie nur dort, wo der Schreiber die Möglichkeit hat, seine Bücher zu veröffentlichen. Kriminalliteratur ist die Literatur der Freiheit. Die Entwicklung des Kriminalromans in Spanien untermauert die These, dass Kriminalliteratur ein Kind freiheitlicher Ordnungen ist und nur in Systemen gedeihen kann, in denen weder Meinung noch das Wort erfolgreich unterdrückt werden.

Im Spanien Francos gab es keine Freiheit. Infolgedessen konnte sich in ihm auch keine Kriminalliteratur entwickeln, die diesen Namen verdient. Was es gab, war zwischen Buchdeckeln geklebte Lüge, etikettiert mit den Begriffen „novela policiaca“ und „novela negra“. Die hellwache, von vielen Bürgern gar nicht wahrgenommene Zensur des faschistisch-klerikalen Systems verhinderte eine eigenständige, kritische Kriminalliteratur bewusst, weil sie erkannt hatte, daß der Herrschaftsapparat wegen seiner zahlreichen Verbrechen im und nach dem Bürgerkrieg selbst zum »Fall« dieser Literatur geworden wäre. Wie in anderen Diktaturen, versuchte auch die spanische Propaganda, Franco als weisen, unfehlbaren Führer darzustellen, dem es gelungen war, mit der Vernichtung der Republik auch das Verbrechen auszurotten. Kritische Kriminalliteratur passte nicht ins Konzept und hatte in den argwöhnisch kontrollierten Verlagen auch keine Chance, veröffentlicht zu werden.

Ein Widerspruch scheint es zu sein, daß die Verlagsverzeichnisse jener Zeit dennoch reihenweise Kriminalromane auswiesen und anpreisten. Autoren wie Antonia Martinez Tones, Guillermo Lopez Hipkyss, Miguel Olivares Tovar und Pedro Debrigode Duggi füllten Regale in den Buchhandlungen und wurden von der begleitenden Kritik als exzellente Adepten Hammetts und Chandlers gefeiert - und in hohen Auflagen verkauft. Was sie schrieben - und zwar unter angelsächsisch klingenden Pseudonymen - waren unkritische Handlungsmuster der Vorbilder, kopierende Versatzstücke des Kriminalromans, deren Schauplätze und Handlungen ausnahmslos im Ausland angesiedelt waren. Die Helden killten in Paris, London und New York, sie waren Franzosen, Engländer und Amerikaner und so echt wie Hongkong-Rolex.

Sicherlich hatte die Masche auch einen verkaufspsychologischen Hintergrund. Ausländer im Genre wirkten glaubwürdiger. Der Leser, der zu jener Zeit kaum Reisemöglichkeiten hatte, konnte sich mit solchen Büchern den Traum der Ferne wenigstens vorübergehend erfüllen und seine persönliche und die politische Isolation seines Landes vergessen. Aber hinter dieser Mache stand die reale Repression, das Kalkül, zu demonstrieren, daß Verbrechen Sache des Auslandes sind und im eigenen Staat Ordnung herrschte. Auch hätten spanische Polizisten, im Volk als Exekutoren einer geradezu bösartigen Repression verschrien, kaum sympathische Helden abgeben können.

Die in der Maske des Kriminalromans vorhandene Literatur jener Zeit war von A bis Z verlogen, bot in sich jedoch ein Spiegelbild der Realität: Wahr sein durfte nur, was als wahr offiziell genehmigt war. Falsche Autorennamen, falsche Schauplätze, falsche Polizisten vor falschem Hintergrund fanden sich in den Romanen, die - man kann die Not der Schreiber erahnen - sicherlich auch Fluchtbücher waren, Früchte der Kapitulation vor der Macht, Auswüchse von Resignation und Hoffnungslosigkeit angesichts der etablierten und in alles eingreifenden Diktatur. Aber auch eine Anerkennung der Staatspropaganda, die trotz vorhandener innerer Spannungen und internationaler Ächtung das Bild einer heilen und glücklichen Nation vermittelte.
Mit Francos Tod, mit den Wehen, in der die Demokratie geboren wurde, entwickelten Autoren wie Vasques Montalban, Francisco Gonzales Ledesma, Andreu Martin und besonders Juan Madrid und Pedro Casals eine Kriminalliteratur, die - gemessen am europäischen Standard - einen hohen Stellenwert einnimmt. Realitätsverpflichtet, haben diese Autoren nie nach offzieller Anerkennung oder materiellem Erfolg gesucht, sondern jene Wahrheit mit all ihrem Dreck beschrieben, die hinter den Fassaden zu finden ist. Juan Madrid z.B. versteht sich als urbaner Schreiber,
als Chronist der Straße und des Lebens in den »barrios« der großen Städte. Wie Andre Martin, Gonzales Ledesma und Vasquez Montalban spürte er dem Druck nach, der Leiden verursacht. Die modernen Vertreter des Genres sehen sich als politische Schriftsteller, stellen in ihren Romanen die Frage nach den politisch-gesellschaftlichen Ursachen des Verbrechens, begreifen Kriminalität als systembedingt und - wie Andréu Martin und Pedro Casals - als Sieger im Kampf gegen die Legalität. Sie alle bohren unnachgiebig in den Wunden der jungen Demokratie, die rücksichtsvoll und um sich nicht zu gefährden, die »weiche« Abnabelung von der Diktatur vollzogen hat, damit in Kauf nehmend, daß halt faschistisch-klerikale Einflüsse und Ungerechtigkeiten erhalten geblieben sind.

Der Einfluss amerikanischer Vorbilder ist bei nahezu allen Autoren deutlich spürbar, wenn auch Juan Madrid, Andréu Martin und Pedro Casals mit ihren letzten Werken in neue Bereiche vorgestoßen sind, die hoffen lassen, daß sich eine originale, eigenständige spanische Kriminalliteratur entwickelt. Sicher ist, der spanische Kriminalroman ist vital und läßt für die Zukunft viel erwarten.