23.09.2025

 

 

 Nörgeln statt Nachdenken – das deutsche Spezialtalent

Es gibt Länder, in denen Menschen Probleme praktisch und solidarisch lösen. Spanien zum Beispiel. Dort regt man sich weniger über „die da oben“ auf, sondern hilft einander – mit Händen und Füßen, nicht mit endlosen Klagen. Politik ist dort Hintergrundmusik, nicht das Hauptthema am Tisch.

In Deutschland dagegen gehört das Nörgeln zur Grundausstattung. Kaum ein Gespräch, in dem nicht die angebliche Unfähigkeit der Regierung beklagt wird. Auf Nachfrage, wie man es selbst besser machen würde, herrscht meist beredtes Schweigen. Oder es folgt eine empörte Floskel, die alles erklärt und nichts löst.

Besonders anschaulich wird diese Haltung im Ukrainekrieg. Die Ursache – dass Russland unter Putin völkerrechtswidrig ein Nachbarland überfallen hat – verschwindet im Nebel. Stattdessen heißt es: „Die Ukraine wird gemästet, mit Waffen, Geld, Sozialhilfe. „Alles auf unsere Kosten.“ Und die Lösung klingt simpel: Wenn wir die Unterstützung einstellen, ist sofort Frieden.

Das ist in seiner Logik ebenso bestechend wie der Ratschlag, bei Regen einfach nicht nass zu werden. Der eigentliche Gedanke dahinter: Wenn wir nichts tun, müssen wir uns auch nicht aufregen. Dass ein Aggressor damit belohnt wird und womöglich weitergreift, wird ausgeblendet.

Es ist eine erstaunlich egozentrische Sichtweise. Das Leid der Ukrainer zählt weniger als der eigene Strompreis. Freiheit und Sicherheit wirken abstrakt, solange sie nicht unmittelbar gefährdet sind. Hauptsache, das Abendbier bleibt bezahlbar.

Ironisch betrachtet, ist diese Haltung sogar „praktisch“. Praktisch für all jene, die Veränderung scheuen. Praktisch für Putin, der in Deutschland mehr Verständnis findet, als ihm gebührt. Praktisch auch für diejenigen, die den Westen schwächen wollen.

Übersehen wird dabei: Solidarität ist kein moralischer Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Wer andere im Stich lässt, verliert am Ende selbst jede Unterstützung. Wer glaubt, Frieden sei durch Wegsehen zu erreichen, wird überrascht sein, wenn der Krieg an die eigene Tür klopft.

Vielleicht würde Deutschland gut daran tun, ein wenig spanische Gelassenheit zu übernehmen – nicht als Gleichgültigkeit, sondern als Pragmatismus. Weniger Jammern, mehr Handeln. Weniger Feindseligkeit, mehr Zusammenhalt. Denn Solidarität schützt nicht nur die anderen, sondern auch uns selbst.